In Haiti hat das verheerende Erdbeben der Stärke 7 laut Richterskala diese Woche ein Spur der Verwüstung und unermessliches Leid hinterlassen, in der benachbarten Dominikanischen Republik war davon nichts zu bemerken. "Dort hat man von dem Erdbeben absolut nichts gemerkt", berichtete der Sprecher des Reiseveranstalters TUI Österreich, Josef Peterleithner am Freitag. Haiti selbst stehe nicht auf der touristischen Landkarte der Österreicher. Es gebe hierzulande keinen Reiseveranstalter, der Haiti im Programm habe, hieß es bei TUI.

"Haiti ist ein wahnsinnig armes Land", erklärte der Vorstand des größten österreichischen Touristikkonzerns Verkehrsbüro Group, Martin Bachlechner. Der bedeutendste Wirtschaftssektor sei die Landwirtschaft, die wichtigsten Produkte Kaffee, Kakao, Zucker, Reis und Mais, sagte der stellvertretende Handelsdelegierte in Caracas (Venezuela), Gerhard Lackner, von der Außenwirtschaftsorganisation der Wirtschaftskammer Österreich.

Die Inflation bewegt sich in Bereich zweistelliger Prozentraten, die Auslandsverschuldung erreichte im Vorjahr mit 1,5 Mrd. Dollar den dreifachen Wert der Devisenreserven des Landes von rund 477 Mio. Dollar. Betreffend Außenhandel ist Haiti für Österreich vernachlässigbar: In den ersten neun Monaten 2009 erreichte das Exportvolumen dorthin lediglich 2,2 Mio. Euro - von insgesamt 69 Mrd. Euro; die Importe aus Haiti machten im Neunmonatszeitraum lediglich 25.683 Euro aus.

Dominikanische Republik bei Österreichern beliebt

Die beliebteste Reisedestination in der Karibik ist laut TUI Österreich die Dominikanische Republik. Das Epizentrum des Bebens in Haiti sei bei der jüngsten Katastrophe weit genug von Punta Cana im Südosten der angrenzenden Dominikanischen Republik entfernt gewesen. "Das ist praktisch auf der anderen Seite der Insel, dort halten sich die meisten Gäste auf", so Peterleithner. In den ersten elf Monaten 2009 haben 9.026 Österreicher in der Dominikanischen Republik geurlaubt, im Jahr davor verzeichnete das Land im gleichen Zeitraum 8.552 Gäste aus der Alpenrepublik, sagte die Leiterin des Fremdenverkehrsamts der Dominikanischen Republik für Zentraleuropa, Ana Abreu-Mendez.

Karibik-Reisen gelten allerdings als Minderheitenprogramm. Nur ein Bruchteil der Fernreisen führt in diesen Raum. Beim Verkehrsbüro, zu dem auch die rund 124 ruefa-Reisebüros gehören, buchen nur 2 bis 3 Prozent der Kunden den Karibischen Raum. "Pro Saison haben wir etwa 1.500 bis 2.000 Reisende dorthin", so Bachlechner.

Direktflüge aus Österreich in die Dominikanische Republik bietet nur die AUA-Tochter Lauda Air an. "Die Flüge mit unserer Chartergesellschaft werden weiterhin wie geplant durchgeführt", betonte Lauda-Air-Sprecherin Pia Stradiot. Diesen Mittwoch - unmittelbar nach der Nacht mit den Erdstößen in Haiti - flogen 238 Passagiere von Wien nach Punta Cana, kommende Woche sind 186 Passagiere gebucht. "Es gab keine große Verunsicherung, nur einige wenige Anfragen", so die Sprecherin. "Es gibt auch keine Reisewarnung des Außenministeriums."

Ein Gutteil der heimischen Touristen fliegt auch mit Air Berlin beziehungsweise LTU via Deutschland in die Dominikanische Republik. Während die Touristen hauptsächlich den internationalen Flughafen Punta Cana ansteuern, wird die Katastrophenhilfe für Haiti über den größten internationalen Airport in der Hauptstadt Santo Domingo abgewickelt. Der restliche Weg nach Haiti muss dann über den Landweg zurückgelegt werden. (APA)