Computertomografie eines elf Kilo schweren Alligators. Die Luft bewegt sich in den großen Bronchien nahe dem Bauch (grün dargestellt) sowohl beim Ein- als auch beim Ausatmen nach hinten, in den "Blauen" näher am Rücken gelegenen Bronchien geht es stets in die umgekehrte Richtung.

Foto: C.G. Farmer

Washington - Dass die Krokodile und Vögel gemeinsame SaurierVorfahren haben, ist seit langem bekannt. Nun stießen US-Forscher auf eine auf den ersten Blick überraschende Gemeinsamkeit: Heutige Alligatoren atmen ganz ähnlich wie Vögel. Diese Atemtechnik dürfte ihren Vorfahren, den Archosauriern, geholfen haben, ein Massensterben vor 251 Millionen Jahren zu überleben.

Die Atmung der Vögel, so viel wusste man, ist einigermaßen anders als die von Säugetieren. Der Gasaustausch geht nicht in einer Sackgasse vonstatten wie bei den Säugetieren, sondern in einer Art Schlauch, der eine Schlaufe beschreibt. Das ist effizienter und ermöglicht den Federtieren, sich in Höhen aufzuhalten, die Säugetiere aufgrund von Sauerstoffmangel im Normalfall nicht erreichen können.

Um nun zu überprüfen, ob das auch bei Alligatoren so ist, betäubten Colleen Farmer von der University of Utah in Salt Lake City und ihre Kollegen sechs Alligatoren und maßen danach ungehindert deren Luftstromgeschwindigkeiten und -richtungen. Um auf Nummer sicher zu gehen, pumpten die Forscher außerdem fünf toten Alligatoren Luft oder fluoreszierendes Wasser durch die Lungen, um die genauen Atemwege herauszufinden.

Wie die Forscher im US-Magazin "Science" (online) nun berichten, bestätigte sich die Hypothese der gemeinsamen Vorfahren: Auch der Atem der Alligatoren fließt nur in einer Richtung durch die Lungen, die den Sauerstoff effektiv aus der Luft filtern.

Nach Ansicht der Wissenschafter könnte diese spezielle Tiefenatemtechnik den Vorfahren der Alligatoren während der großen Aussterbewelle im Perm und Trias das Überleben gesichert haben. Vor 251 Millionen Jahren sank nämlich der Sauerstoffgehalt der Luft drastisch, was damals unzähligen Tierarten den Garaus machte. (Klaus Taschwer/DER STANDARD, Printausgabe, 16./17. 1. 2010)