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Nikola Karabatic führte Frankreich 2008 zu Olympia-, 2009 (gegen Kroatien) zu WM-Gold.

Foto: REUTERS/Damir Sagolj

Hamburg/Bärnbach/Wien - Island ist Handball-Europameister 2010. Zumindest hat das die am Freitag beendete Mini-Euro ergeben, mit der die Mittel- und Hauptschule Bärnbach die EURO der Großen (ab Dienstag, 19. Februar) quasi vorwegnahm. In einem Schulprojekt waren 178 Schülerinnen und Schüler bunt gemischt worden, die 16 Teams stellten EM-Nationen dar (nach Losentscheid). Im EM-Modus - mit Vorgruppen, Hauptrunde und Finalspielen - wurden 47 Partien bestritten, Island schlug im Finale Norwegen 5:4 nach Verlängerung, Bronze ging an Frankreich. Österreich? Scheiterte als 13. in der Vorrunde, die Großen wollen sich daran eher nicht orientieren.

Martin Schwalb kann mit Gold rechnen. Schwalb ist Trainer des deutschen Bundesligisten HSV Hamburg, und wenn am 31. Jänner in der Wiener Stadthalle das Finale gestiegen sein wird, wäre es schon verwunderlich, sollte keiner seiner Spieler mit Gold dastehen. Immerhin ist Hamburg bei einigen Favoriten vertreten. Im Semifinale wäre mit Deutschland, Dänemark, Frankreich und Kroatien gar eine Konstellation möglich, in der auf jeden Fall HSVler gewinnen. Insgesamt tummelt sich die halbe deutsche Liga bei der EM, sie stellt 80 der 256 Teilnehmer. Die spanische Liga Asobal (40) liegt quasi auf Rang zwei.
Aus dem guten halben Dutzend Titelanwärter ragt Frankreich heraus, das sich zur "plus grande nation" im Handball entwickelte. Seit 2007 gab's in entscheidenden Partien bloß eine einzige Niederlage, das 23:24 im EM-Halbfinale 2008 gegen Kroatien. Ansonsten haben die Franzosen gewonnen, was es zu gewinnen gab, im Olympia-Finale 2008 (28:23 gegen Island) feierten sie einen ebenso klaren Sieg wie im WM-Finale 2009 (24:19 gegen Kroatien).

Angeführt werden die Franzosen von den Kiel-Legionären Daniel Narcisse (Rückraum Mitte) und Thierry Omeyer (Tor), als ihr und der Welt stärkster Spieler gilt freilich Nikola Karabatic (Rückraum links), der daheim in Montpellier engagiert ist. 2007 hatte er mit Kiel, also Hand in Hand mit ÖHB-Kapitän Viktor Szilagyi das Triple geholt (Champions League, Meistertitel, DHB-Cup).
Als erste Herausforderer dürfen wohl Titelverteidiger Dänemark und Kroatien gelten. Geheimfavoriten gibt es einige, beispielsweise hat Österreichs letzter Gruppengegner Serbien seinen letzten Test gewonnen. Mit 30:28. In Marseille. Gegen Frankreich. (Fritz Neumann, DER STANDARD, Printausgabe, Samstag 16. Jänner 2010)