Gibt es auch in verschiedenen Farben und werden quasi zum intimen Accessoire für die mode- wie umweltbewusste Menstruierende: Die Menstruations-Kappen, hier die von "Lady Cup".

Foto: http://www.ladycup.eu/

"Instead": Die weiche Variante der Cups ist nicht wiederverwendbar und kostet auch deutlich mehr als Tampon oder Binde.

Foto: www.softcup.com

Selbst langjährige Mitarbeiterinnen der üblichen Drogerie-Ketten müssen passen und reagieren mit unter auf einschlägige Nachfrage als hätten sie es mit einem Mondkalb in Gestalt einer menschlichen Fragestellerin zu tun statt mit einer Frau auf der Suche nach "Mooncups".

Was das ist? Eine Möglichkeit für die Frau, ihre Menstruationsblutung zu managen: Was Tampons im Körperinneren und Binden außerhalb aufsaugen, fängt die "Menstruationskappe" auf, ohne dabei wie das gemeinhin beliebte Tampon auch die Scheidenflüssigkeit zu entziehen. Bekannt ist es trotz dieser Eigenschaft, die dafür sorgt, dass die Scheidenflora weiterhin intakt wie geschmeidig bleibt und damit weniger anfällig für Krankheitserreger, kaum.

Gewöhnungsbedürftige Handhabung

Verfechterinnen der auch "Menstruationsbecher" genannten Alternativen zu Tampon und Binde sehen den Grund für das marginalisierte Renommee der bereits in dern 1930er Jahren entwickelten und seit den 80ern verstärkt am Markt befindlichen Produkte in deren gewöhnungsbedürftiger Handhabung: Die will nämlich gelernt sein. Das Cup muss richtig, nämlich ein wenig unterhalb des Gebärmutterhalses, plaziert werden, damit es nicht scheuert. Es muss vor dem Einsetzen gefaltet, gebogen, geformt werden (wie siehe Video), damit es entsprechend eingeführt werden kann und gut Halt findet. Es muss entleert, gesäubert und die Prozedur von Neuem begonnen werden. Schlicht: Der Cup macht Arbeit und erfordert, Hand anzulegen und sich selbst anfassen zu wollen.

Gerade an dieser eingehenden Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper scheint es vor allem bei jungen Mädchen zu scheitern: Und was Gretchen sich nicht angewöhnt, kommt für Grete schwer in Frage. Gewohnheiten legt frau nur aus dringlichen Gründen leicht ab - und ein in der Öffentlichkeit unbeworbener Hygieneartikel, der beinahe nirgendwo im Handel zu finden ist, ist keiner.

Kein Wegwerfprodukt

Dabei kann der Menstruationsbecher mit einem schlagenden Argument gerade in Zeiten der weltumgreifenden ökologischen und finanziellen Krise punkten: Er ist kein Wegwerfprodukt. Ein Ausspülen nach dem Ausleeren und vor dem Wiedereinsetzen reicht, ihn instand zu halten, je nach Material killt entweder regelmäßiges Auskochen oder Talkpuder die etwaigen Krankheitserreger. Aufbewahrt wird er im mitgelieferten Stoffbeutelchen.

Finanzieller Bonus

Ein Becher kostet zwischen 15 und 40 Euro. Klingt viel, rentiert sich aber mehr als deutlich: Er hält bei sachgemäßer Behandlung bis zu zehn Jahren. Zu dem erfreulichen finanziellen Aspekt gesellt sich auch ein weiterer gesundheitlicher: Das Herstellungsmaterial der im Handel erhältlichen Cups ist medizinisches Silikon, Latex oder Naturkautschuk, die im Gegensatz zu den synthetischen Stoffmaterialien von herkömmlichen Binden und Tampons keine Bleichmittel enthalten.

Schwer zu finden

Bei all den Vorteilen stellt sich die berechtigte Frage, warum in aller Welt sich diese Variante der Monatshygiene noch nicht durchgesetzt hat. Die anfänglich ungewohnte Handhabe allein ist als Antwort nicht befriedigend. Oder doch? Kann es gerade die umweltfreundliche Wiederverwertung der Cups sein? Wollen die Mädchen und Frauen nicht mit den Ausscheidungsprodukten ihrer Tage konfroniert werden?

Auch. Und wie erwähnt: Er macht Arbeit. Es ist einfach praktischer, Tampons oder Binden wegzuwerfen, mit Betonung auf wegwerfen. Sonst hätte sich nicht gerade die Wegwerf-Variante der Cups, der Instead Softcup, aber nicht die nachhaltigen Kappen eine Zeitlang sehrwohl auch in Österreich in einer bekannten Drogeriekette im Produktangebot befunden.

Internette Möglichkeiten

Wer auf die Becher neugierig geworden ist, der kann geholfen werden, selbst wenn es im Shop um die Ecke keine Mooncups gibt: In Zeiten des Online-Handels ist es über viele Portale möglich, Produkte in zwei Standardgrößen - für Frauen unter und über 30 beziehungsweise vor und nach einer natürlichen Geburt - und leichten Abweichungen in der Formgebung verschiedener Hersteller zu ordern. Und seitdem das möglich ist, finden die Cups immer größere Anhängerinnenschaft.

Nicht nur entfällt das Besorgen von Binde und Co. in der Semi-Öffentlichkeit einer Drogerie - was vielen Frauen aufgrund der immanenten gesellschaftlichen Tabuisierung der Menstruation unangenehm ist: Nach außen zu zeigen, dass frau gerade jetzt bluten könnte, beschämt mitunter, galt die Regel doch Jahrhunderte lang als unrein und absoluter Makel, symbolhaft für die Frau als solche. Sowas sitzt.

Lange Tragezeit

Im Internet, anonym beziehungsweise gesichtslos, zu bestellen wird gerne genutzt, hat frau erst einmal Wind von der Alternative bekommen, die noch mit einem weiteren Vorteil gegenüber dem Tampon oder der Binde (oder dem Schwämmchen, das ebenfalls selten Gebrauch findet) auftrumpfen kann: Das Cup kann bis zu 12 Stunden getragen werden. Im Vergleich: Beim Tampon sollte spätestens alle sechs Stunden gewechselt werden. Ideal für umtriebige Frauen also, die zum Beispiel viel reisen oder ausdauernd sporteln. Und für die, die unblutigen Sex haben wollen in ihren Tagen.

Mit dem Argument des möglichen Langzeittragens wird auch der Einwand entkräftet, was die schwierige beziehungsweise unsaubere Handhabung der Cups in öffentlichen Toiletten anbelangt oder generell dort, wo keine Waschgelegenheit im Klo selbst vorgefunden wird. Alles Einteilungssache, wann und damit auch wo das Cup für eine neue Runde fertig gemacht wird - das kann fast immer in vertrauter Umgebung erledigt werden. Das Blut anstauen kann das Cup auch nicht, da es am oberen Rand Einstanzungen aufweist, die überschüssiges Blut vorbeilassen. Das merkt frau dann wie auch bei einem vollgesaugten Tampon nur allzu schnell.

Wen das alles immer noch nicht überzeugt hat: Verständlich. Umständlicher bleibt das wiederverwendbare Cup allemal. Wer allerdings etwas für die Umwelt und den Geldbeutel tun will, kann das mit den Cups - regelmäßig. (bto/dieStandard.at, 18.1.2010)