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Eine Jil-Sander-Präsentation vom Sommer 2009. Ab heute, Samstag, stehen die Models wieder auf dem Catwalk in Mailand.

Foto: APA/EPA/Mauro

Gefordert wird unter anderem eine "Abwrackprämie" für Kleidung.

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Die Herrrenmodewoche in Mailand, die heute, Samstag, startet, soll neue Akzente setzen und eine Belebung einleiten. Neue Formen der Präsentation, eine von der Modebranche geforderte "Abwrackprämie" und Konzentration auf die Produktinnovation soll der Branche Impulse verleihen.

Der Umsatz der Modeindustrie sank 2009 um 15 Prozent auf 56,5 Mrd. Euro, der Export verringerte sich um knapp ein Fünftel auf 32,8 Mrd. Euro. Von der Krise war sowohl das Luxussegment als auch die mittlere und niedrigere Preisklasse betroffen. So hat sich die Anzahl der Herrenmodeschauen während der vier "Modetage" in Mailand mit 33 gegenüber den Vorjahren deutlich reduziert.

"Die Kosten sind zu hoch, das Kundenverhalten hat sich verändert" , kommentiert der Präsident der Modekammer, Mario Boselli, den Trend. Die Firmen wollen nicht mehr supermondäne Luxusschauen präsentieren, sondern zeigen ihre Kollektionen in ihren eigenen Showrooms. "Der Kunde will Zeit haben, die neuen Kollektionen zu prüfen und zu betasten", so Nobelschneider Ermenegildo Zegna. Immer mehr Marken setzen auf "Präsentation auf Verabredung".

10.000 Firmen stillgelegt

Italiens Modeindustrie, einstiges Herzeigemodell für das "made in Italy", befindet sich in Umbruch. Seit 2007 wurden 10.000 Firmen stillgelegt, die Beschäftigtenzahl sank 2009 um 14 Prozent auf 775.000. Die Finanzkrise traf vor allem Firmen, die sich in letzter Zeit infolge ihrer Expansion hoch verschuldeten. Die IT-Holding (Gianfranco Ferre) wurde 2008 zahlungsunfähig, Mariella Burani Fashion Group steht kurz vor dem Zusammenbruch.

Der Boom von Private-EquityFirmen, die sich im Modebereich engagierten, ist zu Ende. Prada, Versace und Cavalli haben finanzielle Schwierigkeiten. Der Präsident des Modeverbandes Sistema Moda Italia, Michele Tronconi, fordert für die Modebranche "Abwrackprämien" . Sollte man getragene Kleider oder Mäntel zurückgeben, so erhalte man einen Nachlass auf den Kauf neuer Modelle. Bislang wollte die Regierung von Zuschüssen an die Modebranche aber nichts wissen. (Thesy Kness-Bastaroli aus Mailand, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 16./17.1.2010)