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Bregenz (Bild: Kunsthaus) sucht seine Mitte.

Foto: AP/EPA/Leanza

Bregenz - Tourist: "Wo ist denn hier das Zentrum?" Bregenzerin: "Ähm, Sie sind im Zentrum. Mehr haben wir nicht." Dieser - in der Vorarlberger Landeshauptstadt - oft gehörte Dialog soll bald der Vergangenheit angehören. Denn, so die Worte des Bürgermeisters: "Bregenz hat sich ein Zentrum verdient."

Ihre Mitte finden soll die Stadt rund um den Kornmarktplatz, wo Kunsthaus und Theater stehen und ab 2013 das neue Landesmuseum die Kulturmeile komplettieren wird. "Keine einsame Aktion hinter verschlossenen Rathaustüren" wird die Zentrumsentwicklung, versprach Bürgermeister Markus Linhart (ÖVP) am Freitag und stellte das Projekt "Bürgerbeteiligung am Masterplan" vor. Interessengruppen, Anrainer, interessierte Bürgerinnen und Bürger sollen in moderierten Veranstaltungen ihre Ideen und Wünsche zur Innenstadtgestaltung äußern.

Profis engagiert

Für die Moderation wurden zwei konflikterprobte Beteiligungsprofis engagiert: Architekt Michael Emmenegger aus Zürich und Landschaftsplaner Wolfgang Pfefferkorn aus Wien.

Beim Beteiligungsverfahren gehe es darum, die unterschiedlichen Positionen auszuloten, zu erfahren, welche Funktionen die Bregenzerinnen und Bregenzer dem neuen Zentrum zuschreiben, welche Atmosphäre sie sich wünschen, welche Nutzung sie für wichtig halten, erklärten die Moderatoren. "Das Wie", die Gestaltung, überlasse man dann den Architekten, sagte Emmenegger.

Begleitet wird das Mitwirkungsverfahren vom Architektenteam Hörburger/Kuess/Baumschlager und Eberle. Baumschlager und Eberle, die international renommierten Vorarlberger Architekten, holte man nicht von ungefähr ins Boot. Dietmar Eberle hatte das letzte große öffentliche Bauprojekt, den Umbau des Hafens, scharf kritisiert. Ähnliches will man sich künftig ersparen.

Architektur ist tabu

Verhindert werden soll durch das Mitwirkungsverfahren auch, dass die Umgestaltung des Kornmarktviertels nach zwei gescheiterten Anläufen wiederum einer Bürgerinitiative zum Opfer fällt. Das erste Projekt, eine Lindenallee, hatte den Kritikern zu viele Bäume, das zweite, ein urbaner Steinplatz, zu wenige. Im Hintergrund der Initiativen wirkten Wirtschaftstreibende, die um die Parkplätze am Kornmarktplatz fürchteten. Architekt Gerhard Hörburger: "Wir hoffen, dass sich die Diskussion nicht wieder auf die Verkehrsplanung fokussiert."

Das Beteiligungsverfahren, das im Februar beginnen wird, ist zeitlich und inhaltlich klar begrenzt. Es endet im September. Im Oktober werden die Gremien der Stadt die weitere Planung festlegen. Vize-Bürgermeister Gernot Kiermayr (Grüne), für das Ressort Stadtplanung zuständig: "Das Mitwirkungsverfahren ist definitiv mit der Vorlage des Masterplans im Herbst beendet. Alles weitere entscheiden die städtischen Gremien und die Experten." Die Vorgangsweise reflektiere die Erfahrungen aus vergangenen Projekten, sagt Kiermayr. Wie die Negativerfahrung Hafengebäude: Fehlender Entscheidungswillen der Politik hatte zu einer Volksabstimmung und anschließender Kompromissplanung geführt. (Jutta Berger, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 16./17.1.2010)