Ein Knopfdruck, und wir sind in Deutschland. Plattdeutsch kommt es nur ganz, ganz selten aus dem Fernsehgerät, aber spitzmündig gesprochenes Deutsch kommt schon mal rüber. Wir können uns dem nur schwer entziehen.

Einen eindrucksvollen Beweis lieferten wir Ende des Vorjahres, als wir über den Müll an Weihnachten schrieben und über den verhinderten Flugzeugbomber von Detroit, der an Weihnachten in ein Flugzeug gestiegen war. Das war für viele eine Qual. Zu Weihnachten heißt das, wurde uns vielfach mitgeteilt. Über die Palatschinken, die bei dieser Gelegenheit als Pfannkuchen daherkamen, wurde hinweggesehen. Vergleichsweise nebensächlich war, ob die Überbleibsel in Mistkübel oder Mülltonne wandern.

Probiert hätten wir es ja schon: Mit dem Hackler haben wir uns beschäftigt, zum Kopf des Tages haben wir ihn gemacht. Hackler, ein Wort von Urgewalt: Vernimmt man es hart ausgesprochen, sieht man vor dem geistigen Auge den Krampen in den Boden fahren und Erde spritzen. Und doch wird der Schreiber müde, immer dieselben Worte zu gebrauchen, sucht er nach Synonymen. So wird der Hackler zum Malocher, welchen man sprachlich freilich erst viele Kilometer weit nordwestlich antrifft. Dieser, der Malocher, trägt dann folgerichtig einen Blaumann, welcher eigentlich als Schlosseranzug bekannt ist. Das Wandeln in zwei Sprachwelten ist schwierig, schnell wird da aus dem Baraber ein Paraber.

Dicke Bretter bohren

Nicht vergessen werden darf hier die von einer deutschen Korrespondentin vor geraumer Zeit ins Blatt gebrachte Formulierung, Pakistan wäre mit dem Klammerbeutel gepudert, würde es sich völlig mit den Taliban überwerfen und so Einfluss in Afghanistan preisgeben. Um zu dieser Wortwahl zu finden, muss man von klein auf geübt haben. Unser Anteil ist, die Sache nicht eingewienert zu haben.

Bedeuten soll die Wendung, dass jemand nicht recht bei Verstand ist. Gemeint ist, dass jemand statt einer Puderquaste einen Beutel mit Wäscheklammern ins Gesicht bekommen hat - kurz: Ihm wurde das Kluppensackerl auf den Schädel geschlagen, was Folgen auf das intellektuelle Leistungsvermögen gehabt haben müsse.

Mehr als nur siebenmal ist bereits die buchstabensparende Wortschöpfung siebte aufgetaucht. Das amputierte Wort fand sich sogar als Hinweis auf einen Film von Michael Haneke, "Der siebte Kontinent". Der Erfolgsregisseur selbst spricht allerdings von einem siebenten Kontinent. Verstanden werden die Dinge meist, es ist aber dennoch nicht Pipifax, also eine Kleinigkeit, ob wir jemanden dicke Bretter bohren lassen oder - richtiger - eine schwierige Arbeit zuteilen. Tschüssikowski und schöne Grüße an die Spree. (Otto Ranftl, Leserbeauftragter - DER STANDARD, Printausgabe, 16.1.2010) Leserbriefe@derStandard.at otto.ranftl@derStandard.at