Vom Verwaltungsakt bis Staatsverträgen sollen Akten "für ewig" digital konserviert werden.

Montage: Friesenbichler

17 Akten, erzählt der Herr Sektionschef leutselig, habe er heute schon vor sich gehabt, ehe er zur Pressekonferenz im Dachfoyer des Staatsarchivs gekommen sei. Natürlich nicht altmodisch auf Papier im "Einlauffach", sondern auf dem "Flachbildschirm", und Ärmelschoner seien auch nicht mehr in Verwendung, erklärt Manfred Matzka, der sich von seiner Rolle als oberster Bösewicht von Innenministern in die des Chefs der Präsidialsektion im Bundeskanzleramt hochgedient hat.

Langzeitarchiv wird digital

Weil inzwischen schon fast alle Akten elektronisch geführt werden, soll jetzt auch das Langzeitarchiv digital werden. Dabei habe der Staat etwas mit seinen Bürgern gemein: So, wie diese ihre Urlaubsfotos früher in Schachteln aufgehoben und jetzt, da sie digital sind, ein Archivierproblem hätten, ginge es auch dem Staat. Denn um einen Akt zu behandeln, komme es oft auf den "Vorakt" an, und der liege in den Kellern und Archiven der Republik, was dann schon "drei oder sieben Tage" dauere, bis er ausgehoben ist. Dieses Kellerproblem soll ein 4,58 Mrd. Euro teures Projekt zur Erstellung eines digitalen Langzeitarchivs beseitigen, gewonnen hat den Auftrag Siemens.

"Leuchtturmprojekt"

Mit diesem "Leuchtturmprojekt" würde Österreich "im Konzern eine sehr starke Stellung einnehmen" und Know-how entwickeln, das weltweit gefragt sei, erklärt Siemens-Chefin Brigitte Ederer. Auch Länder, Städte oder Gemeinden können künftig ihre Archive zu Betriebskosten hier "einlagern". Siemens hat bereits mit Urkundenarchiven von Notaren und Rechtsanwälten sowie des Amts für Eich- und Vermesswesen Erfahrung. Archive, sagt der Leiter des Staatsarchives, Lorenz Mikoletzky, würden in Jahrhunderten und Jahrtausenden denken, entsprechend hoch seien die Anforderungen an das digitale Langzeitarchiv.

Der digitale Speicher der Republik

Damit auch alles ganz sicher ist, gebe es "in St. Johann einen Berg und in dem Berg ein Loch", in dem die Republik schon seit 1978 ihren "vom Bundesheer geschützten" digitalen Speicher hat, schildert Matzka. Dieselben Daten, ergänzt Ederer, gebe es noch einmal in der Siemensstraße, wo das Rechenzentrum von Siemens steht. Nicht nur Speicherung, auch leichteren Zugang der Öffentlichkeit soll die Digitalisierung ermöglichen. Wann allerdings freigegebene Bestände (älter als 30 Jahre) erfasst und online sein werden, dafür gibt es noch keinen Plan oder gar Zeitpunkt. Für "Generationen nach uns", stellt Mikoletzky in Aussicht. (spu)