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Ali Hassan al-Majid (links) beim Prozess mit Saddam Hussein, der bereits hingerichtet wurde.

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Ali Hassan al-Madschid wurde laut irakischem Staatsfernsehen zum Tode verurteilt.

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Bagdad/Wien - Ali Hassan al-Majid, Cousin Saddam Husseins, trägt den Spitznamen "Chemical Ali" wegen des Giftgasangriffs des irakischen Regimes auf das kurdische Dorf Halabja im Jahr 1988, den er als Gouverneur der irakischen Nordprovinzen befohlen hatte - und dafür wurde er am Sonntag in Bagdad zum Tod durch den Strang verurteilt.

Es ist das vierte Todesurteil: Wegen der Anfal-Kampagne gegen die Kurden in den 1980ern wurde er bereits verurteilt, wobei Halabja mit bis zu 5000 Toten ein eigener Prozess gewidmet war. Ein Todesurteil fasste er auch für die Niederschlagung der Aufstände nach dem Golfkrieg 1991 aus, ein weiteres für das Vorgehen gegen Schiiten 1999, die nach der Ermordung von Großayatollah al-Sadr rebelliert hatten.

Dass der - mittlerweile schwer kranke - 69-Jährige noch am Leben ist, verdankt er einem politischen Streit um einen anderen Todeskandidaten: Der mit al-Majid mitangeklagte frühere Verteidigungsminister Sultan Hashim al-Taie sollte wegen der Anfal-Kampagne ebenfalls hingerichtet werden, aber sowohl Präsident Jalal Talabani als auch sein sunnitischer Vizepräsident Tarik al-Hashimi weigern sich, das Urteil zu unterschreiben. Vor allem die arabischen Sunniten billigen al-Taie Befehlsnotstand zu. Der Hintergrund ist, dass dessen Hinrichtung viele Sunniten, die nach 2003 erst spät in den politischen Prozess einstiegen, wieder entfremden könnte. Ein sensibles Thema gerade jetzt, vor den Parlamentswahlen im März, von denen 500 Kandidaten - viele davon Sunniten - von einer Kommission wegen ihrer früheren Nähe zum Regime ausgeschlossen wurden.

Eine besondere Rolle spielen auch die USA, in deren Gewahrsam al-Majid ist: Der schiitische Premier Nuri al-Maliki hat sie wiederholt aufgefordert, den Verurteilten den irakischen Behörden zur Hinrichtung zu überstellen. Er bleibt, wie andere Regimehäftlinge, jedoch in US-Haft, obwohl die USA im Irak eigentlich keine Gefangenen mehr haben sollten. (Gudrun Harrer, DER STANDARD, Printausgabe 18.1.2010)