Salzburg - Die Leitung der 1.055 Polizeiinspektionen in Österreich ist immer noch eine Domäne der Männer, obwohl schon vor 20 Jahren die ersten Frauen in die Sicherheitswache aufgenommen wurden. Nur vier Frauen können sich mittlerweile "Inspektionskommandantin" nennen. Zwei weitere führen ein Bezirkspolizeikommando, wenn auch eine davon nur interimistisch, so das Innenministerium. Frauen mit fachlichen Voraussetzungen für eine Führungsposition fehlt oft der Mut dazu, meinte eine Polizistin im APA-Gespräch.

Der Frauenanteil in der Exekutive steigt langsam: Von 4,7 Prozent im Jahr 1995 kletterte er 2006 auf 9,5 Prozent. Derzeit beträgt der Anteil 11,92 Prozent, wie Innenministeriums-Sprecher Rudolf Gollia mitteilte. 18 Frauen bekleiden eine Führungsposition. Vor einem Jahr zählte das Exekutive-Gesamtressort 3.001 weibliche und 23.937 männliche Bedienstete. Die Anzahl der Frauen dürfte aber in Zukunft steigen, denn die Teilnehmer an den Grundausbildungskursen sind schon im Schnitt zu einem Drittel weiblich.

Aurelia Windisch (45) ist seit 1. Jänner 2006 Postenkommandantin von Lebring in der Steiermark. "Vor der Bestellung wurde mein Engagement von vielen männlichen Kollegen offensichtlich mit Argwohn und Missgunst betrachtet. Die Anfangszeit war ziemlich schwierig. Aber ich glaube, dass ich in der Zwischenzeit anerkannt und akzeptiert werde", erzählte die Mutter eines 15-jährigen Sohnes. Allerdings werde der Anspruch auf Führungsfunktionen von vielen noch immer eher negativ gesehen.

Gutes Betriebsklima, gute Gesprächskultur

Was Frauen in leitenden Positionen auszeichnet? "Ich glaube, dass sie für ein gutes Betriebsklima und eine sehr gute Gesprächskultur sorgen. Ich bin sehr leistungsorientiert und konsequent", so die Abteilungsinspektorin.

Ins selbe Horn stößt die gleichaltrige Majorin Luise Strasser. Die Salzburgerin leitet seit 1. Jänner 2010 vorübergehend das Bezirkskommando Tamsweg im Lungau, da Kommandant Felix Gautsch zumindest für ein halbes Jahr einen Auslandseinsatz absolviert. "Im Allgemeinen ist Frauen der soziale Aspekt wichtig und auch eine gute, kollegiale Atmosphäre. Sollten Mobbing oder andere Ungerechtigkeiten vorkommen, wollen sie rasch die Probleme aus der Welt schaffen."

Die geringe Anzahl an "Postenkommandantinnen" führt die Pressesprecherin der Polizei Wien, Manuela Vockner, auf den späteren Zugang der Frauen zur Exekutive zurück. Diese Tätigkeit erfordere neben einem gewissen Alter - meist plus/minus 50 Jahre - dienstliche Erfahrung, Weitblick und ein technisches sowie menschliches Verständnis. Die 30-jährige Salzburgerin, die zwecks Karriere vom Stadtpolizeikommando Salzburg nach Wien übersiedelt ist, fühlt sich nicht benachteiligt. Eine weibliche Polizistin müsse die selben Anforderungen, die an den Mann gestellt sind, bewältigen können. "Wenn sie ihre Pflichten wahrnimmt, sich mit dem Beruf identifiziert - auch damit, dass sie Waffenträgerin ist - dann genießt sie ein hohes Maß an Akzeptanz, Toleranz und Verständnis."

Vereinbarung von Beruf und Familie "nicht leicht"

Für manche Polizistinnen sei die Vereinbarung von Beruf und Familie "nicht leicht", sind sich Vockner und Windisch einig. Letztere ergänzte, vielen Frauen fehle der Mut zum Anstreben einer Führungsposition.

Das Innenministerium hat nun Maßnahmen gesetzt, wie die Initiative "Working Mum" oder den "Frauenförderungsplan". Aus dem "Flexipool" würden primär Karenzposten zugeteilt, die aufgrund von Schwangerschaften frei geworden sind, hieß es aus dem Ministerium.

"Inspektionskommandantinnen" finden sich außer in Lebring noch in Gablitz (NÖ), am Flughafen Wien-Schwechat (Grenzpolizei) und im burgenländischen Wulkaprodersdorf (Autobahnpolizei). Im Bezirk Tulln (NÖ) kommandiert Sonja Fiegl das Bezirkspolizeikommando. (APA)