New York - Sie waren nach Haiti gekommen, um dem unter Gewalt, Armut und Naturkatastrophen leidenden Land zu helfen. Doch das verheerende Erdbeben nahe der Hauptstadt Port-au-Prince wurde auch für die Helfer der Vereinten Nationen zur Tragödie: Mindestens 36 Mitarbeiter der Friedensmission MINUSTAH kamen ums Leben, viele werden weiterhin vermisst.

Unter den Toten ist auch die gesamte Spitze der UN-Mission in Haiti. UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon bestätigte am Samstag, der Missionschef Hedi Annabi aus Tunesien, dessen Stellvertreter Luiz Carlos da Costa und der UN-Polizeichef in Haiti, der Kanadier Doug Coates, seien tot aus den Trümmern geborgen worden. Damit ist das Erdbeben in Haiti der schwerste Schlag für die internationale Organisation seit August 2003: Damals waren bei einem Selbstmordanschlag auf das UN-Hauptquartier in Bagdad 22 Mitarbeiter getötet worden, unter ihnen der Sonderbeauftragte Sergio Vieira de Mello.

Hauptquartier der UN-Friedensmission zerstört

Bei dem Beben der Stärke 7 war am Dienstagnachmittag das Hauptquartier der UN-Friedensmission in der Hauptstadt Port-au-Prince zerstört worden. Bis zu 250 Mitarbeiter befanden sich in dem fünfstöckigen Gebäude, unter ihnen auch Annabi. Allein für die MINUSTAH sind rund 11.000 Blauhelm-Soldaten, Polizisten und weitere Mitarbeiter im Land. Aber auch andere UN-Organisationen unterhalten Vertretungen in Haiti. Mehrere dieser Büros wurden bei dem Beben ebenfalls beschädigt. Die Zentrale des UN-Ernährungsprogramms WFP in Port-au-Prince steht zwar noch, doch vermisst das WFP ebenfalls mehrere Mitarbeiter. Die bisher von der UNO bestätigten Todesopfer stammen aus fast allen Teilen der Welt, darunter aus Brasilien, Jordanien, Argentinien und dem Tschad.

Im Dezember 2007 starben 18 Mitarbeiter bei Autobombenanschlägen auf die UN-Büros in Algier. Im Oktober vergangenen Jahres musste die UNO gleich zwei Angriffe auf ihre Vertretungen in Pakistan und Afghanistan hinnehmen: Am Anfang jenes Monats starben fünf Mitarbeiter bei einem Selbstmordanschlag auf das WFP-Büro in Islamabad, rund drei Wochen später wurden sechs UN-Vertreter beim Angriff bewaffneter Taliban auf eine Unterkunft in Kabul erschossen.

Zu Beratungen über die Lage in Haiti tritt am Montag in New York der UN-Sicherheitsrat zusammen, wie das mexikanische Außenministerium mitteilte. Eine UN-Sprecherin hatte die Erdbebenkatastrophe in Haiti als größte humanitäre Katastrophe in der Geschichte des Staatenbundes bezeichnet. Bisher wurden nach offiziellen Angaben 25.000 Tote geborgen und beerdigt. (APA)