Almere/Niederlande - Österreichs Hockey hat am Sonntag mit dem erstmaligen Gewinn von Hallen-EM-Gold bei den Herren einen für diese Sportart historischen Erfolg gelandet. Im Finale des in Almere ausgetragenen Titelkampfes siegten die Österreicher gegen Titelverteidiger Russland 4:3 (3:3,3:1), das "Golden Goal" erzielte Michael Körper. Für die weiteren ÖHV-Tore sorgten Benjamin Stanzl (2) und Christian Minar. 1988 und 2008 hatte Österreichs Team jeweils Hallen-EM-Bronze geholt.

Es war ein mit Taktik und Willensstärke herausgeholter EM-Titel. Schon in der Vorrunde hatte die Truppe des deutschen Trainers Frank Hänel vor den überaus starken Nationen Niederlande und Deutschland nicht zu viel Respekt gezeigt, siegte gegen die beiden Olympiasieger 6:2 bzw. 5:4. Beim 1:5 gegen Tschechien wurde Kraft gespart, was sich beim Halbfinalsieg gegen Vize-Europameister Spanien nach Penaltyschießen rentierte.

Das Ziel EM-Gold hatte es in der österreichischen Mannschaft aber ohnehin schon mit dem Überstehen der Vorrunde gegeben, womit auch die Qualifikation für die Hallen-WM im Februar 2011 in Posen fixiert gewesen war. "Da haben wir gesagt, wir gehen auf Gold los", erklärte Kapitän Armin Stremitzer nach dem Finalsieg gegenüber der APA - Austria Presse Agentur. "Jetzt sind wir alle überwältigt, die Stimmung ist ein Wahnsinn."

Im Halbfinale und Finale sei es nur auf Kleinigkeiten angekommen, die Vorschlussrunde gegen die Iberer war ja noch enger als das Endspiel gewesen. "Wir waren taktisch immer gut eingestellt", sagte Stremitzer. "Gegen die Spanier haben wir im Siebenmeterschießen gewusst, dass wir den besseren Tormann haben." Gegen Russland legte die ÖHV-Equipe gleich los, ging vor der Pause 3:0 in Front. Bei 3:1 folgte noch ein Stangenschuss.

Die Russen erhöhten aber den Druck und schafften noch den Ausgleich. Eine Serie von kurzen Ecken brachte dem Titelverteidiger noch in der regulären Spielzeit einige Chancen auf den Titelgewinn, doch Österreich rettete sich trotz Unterzahl in die Verlängerung. Auch hier musste das ÖHV-Team vorerst noch in numerischer Unterlegenheit spielen. Wieder komplett, sorgte Körper nach Pass von Peter Proksch bzw. einem Dribbling in Minute drei der 2x5-Minuten-"Overtime" für den siegbringenden Treffer.

Stanzl wurde zum besten "Spieler des Turniers" bestimmt, Coach Hänel war sichtlich bewegt: "Die Emotionen sind unglaublich. Der Schlüssel zum Sieg waren die fünf Minuten Unterzahlspiel, die jedoch clever und aktiv gespielt wurden, sodass jeder Angriff der Russen bravourös entschärft werden konnte", meinte der Betreuer. Stanzl: "Es ist einfach unglaublich. Ich habe das Gefühl, es läuft ein Film vor mir ab und ich brauche noch Zeit, um das überhaupt zu realisieren."

ÖHV-Präsident Walter Kapounek stimmte natürlich in den Jubelchor mit ein: "Das ist der größte Tag des Hockeysports und wahrscheinlich einer der großen Tage des österreichischen Sports", kommentierte der Funktionär. Kapounek ist seit 18. Dezember einer der Vizepräsidenten des Österreichischen Olympischen Komitees (ÖOC). Sportminister Norbert Darabos zu EM-Gold: "Es freut mich, dass wieder einmal ein großer internationaler Sieg in einer Mannschaftssportart gelungen ist."

Die Ankunft der Europameister in Wien-Schwechat war für Sonntag um 21.50 Uhr geplant, danach sollte es in die Champions Bar ins Wiener Hotel Marriott zur Siegesfeier gehen. Die Gedanken der Mannschaft und ihres Trainers gingen aber schon in die Zukunft. "Das größte Ziel bleibt die Olympia-Qualifikation", erklärte Stremitzer. In London 2012 will man dabei sein, nachdem schon für Peking 2008 nicht allzu viel gefehlt hatte.

Erster Schritt auf dem Weg zu den nächsten Spielen ist die Feld-EM im Sommer 2011, wobei sich nur der Titelträger direkt qualifiziert. Für die Nächstplatzierten geht es in Kontinental-Turniere. Heuer gilt das Hauptaugenmerk Vorbereitungsspielen auf diese Events. Stremitzer: "Wir haben in der Halle eine starke Formation. Aber wir sind auch auf dem Feld stark, alle unsere Spieler haben mittlerweile im Ausland gespielt."(APA)

Ergebnisse:

Finale:
Österreich - Russland (TV) 4:3 (3:3,3:1) nach Verlängerung
Tore für Österreich: Stanzl 2, Minar, Körper

Spiel um Rang drei:
Niederlande - Spanien 5:2 (3:2)

Abstiegsrunde:
Tschechien - Dänemark 11:5
Deutschland - Italien 4:3 (4:2)

Endreihung: 1. Österreich - 2. Russland - 3. Niederlande 4. Spanien - 5. Deutschland - 6. Tschechien
(alle für WM im Februar 2011 in Posen qualifiziert) 7. Italien - 8. Dänemark (beide in EM 2012 in B-Gruppe)