Tel Aviv/Istanbul - Im Streit mit der Türkei über eine angeblich antisemitische Fernsehserie hat die israelische Regierung erneut gedroht. Wenn die türkische Serie Israel weiter dämonisiere, könne Israel den türkischen Botschafter ausweisen, zitierten israelische und türkische Medien am Sonntag Israels stellvertretenden Außenminister Danny Ajalon. Beiden Staaten, die formal noch immer Verbündete sind, hatten erst am Mittwoch eine schwere diplomatische Krise beigelegt. Die neuen Drohungen fallen zusammen mit einem Besuch des israelischen Verteidigungsministers Ehud Barak in Ankara.

Die von Israel scharf kritisierte TV-Produktion "Tal der Wölfe" zeigt unter anderem die Entführung eines türkischen Kindes, das im Kampf gegen Palästinenser ausgebildet werden soll. Der Entführer im Film ist ein Agent des israelischen Auslandsgeheimdienstes Mossad.

Ajalon hatte zunächst den türkischen Missionschef in Tel Aviv, Ahmet Oguz Celikkol, einbestellt, um gegen die von Israel als antisemitisch angesehene Serie zu protestieren. Dabei hatte er ihn vor laufender Kamera gedemütigt, sich aber auf Druck aus Ankara hin entschuldigt.

"Es könnte sein, dass wir den Botschafter einbestellen. Es könnte sein, dass wir den Botschafter ausweisen", sagte Ajalon nun am Samstagabend im israelischen Sender Kanal 2. "Wir sprechen nicht nur über die Türkei. Bei jedem Land, das Israel schadet, überlegen wir, den Botschafter auszuweisen. Alle Optionen sind offen."

Seit dem Krieg im Gazastreifen vor einem Jahr haben sich die Beziehungen zwischen Israel und der Türkei, die ein Militärbündnis verbindet, erheblich verschlechtert. Die Türkei wirft Israel den Einsatz übertriebener Gewalt gegen die Palästinenser vor. Im Oktober vergangenen Jahres hatte Ankara ein geplantes internationales Manöver abgesagt, um eine israelische Teilnahme zu verhindern. Außerdem verlangt Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan, im Atomstreit mit dem Iran müsse auch über israelische Atombomben verhandelt werden, die Israel vor der internationalen Gemeinschaft versteckt halte. (APA/dpa)