Seit Anfang der 70er-Jahre versprechen Politiker der Industriestaaten quer über den Globus, mindestens 0,7 Prozent ihrer Wirtschaftsleistung für die Entwicklungshilfe auszugeben. Erfüllt wird dieses selbstgesteckte Ziel freilich von kaum einem Land - mit Ausnahme einiger skandinavischer Staaten. Österreich lag im Jahr 2008 laut OECD bei lediglich 0,43 Prozent.

Angesichts der unvorstellbaren Katastrophe in Haiti werden nun wieder eilends Hilfszusagen getätigt. Das ist löblich. Die Erfahrungen aus der Vergangenheit lassen aber befürchten, dass nach Beseitigung der ärgsten Schäden viele Versprechen wieder in Vergessenheit geraten.

Die Hilfe für die Ärmsten der Armen war bisher nicht von Uneigennützigkeit gekennzeichnet. Viele Staaten rechnen ihre Entwicklungshilfe-Quote schön, kritisieren Experten seit langem. Austauschprogramme für Studenten werden ebenso eingerechnet wie Exporthilfen für die eigene Wirtschaft. In Summe geht nur die Hälfte der staatlichen Hilfsgelder an die Notleidendsten, zeigt auch eine aktuelle Studie.

Dass bei den privaten Spenden ein noch viel kleinerer Teil an die ärmsten Länder geht, ist kein Argument für die Entwicklungshilfepolitik. Privaten steht es offen, wofür sie spenden. Politiker haben eine moralische Verpflichtung, dort zu helfen, wo es am dringendsten nötig ist. (Günther Oswald, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 18.1.2010)