Wien - Da nun einmal im Kulturbetrieb fast nichts mehr ohne ein griffiges Motto zu gehen scheint, ob es nun passt oder nicht, machen hier auch die Resonanzen keine Ausnahme. Das Alte-Musik-Festival im Konzerthaus hätte dergleichen zwar nicht nötig. Denn es weiß einiges aufzubieten, was in der Szene Rang und Namen hat, kündigt aber auch einige vielversprechende Debüts an (bis 23. 1.).

Dennoch blühen auch in diesem Jahr munter die Metaphern. Als ob die Fangemeinde nicht schon genug für das Festival brennen würde, werden im Almanach heftige Assoziationen rund um das Wort "hot" gesponnen und "Herdplatten, Themen, Frauen, Männer und Tomatenketchup" in einen Topf geworfen. Das eigentliche Thema "Flammen" lässt sich denn auch wunderschön mit fast jeder Musik in Beziehung bringen.

In Verbindung mit dem Sujet, auf dem einem ein neuer sinnlicher Frauenmund entgegenzüngelt, pardon: -lächelt, ist die Vorfreude perfekt. Bei so viel Leidenschaft erscheint es nur logisch, dass es neben den Hauptkonzerten jeweils ein "Vorspiel" und ein "Nachspiel" gibt, das bei freiem Eintritt kleine Konzerte und Filme anbietet. Übrigens: Wer noch Karten ergattern möchte, möge sich beeilen. Wie immer sind die Veranstaltungen voll wie die Punschstände am vierten Adventsamstag.

Kommunikationsprobleme

Das war auch beim untypisch klein besetzten Eröffnungskonzert im Mozart-Saal nicht anders, das mit dem Gambisten Jordi Savall und dem Cembalisten Ton Koopman zwei "heiße Typen" zu einer kammermusikalischen Begegnung anfachte. Während des Konzerts nachzudenken, ob dessen Motto ("L'Ange et le Diable" ) etwas mit diesen Musikern zu tun haben könnte, drängte sich auf. Denn gegensätzlichere Temperamente als der glühend in sich hinein spielende Savall und der hyperkommunikative, präzise Koopman wären kaum vorstellbar.

Heiß ging es allerdings vor allem deswegen her, weil die beiden, zunächst bei zwei Werken von Marin Marais, kaum zu einem gemeinsamen Atem fanden.

Und Antoine Forquerays Portraits Musicaux hatten vollends den Charakter einer Verständigungsprobe, wobei sich nach einer groben Panne nicht einmal mehr witzeln ließ, die Musiker hätten zumindest stets zusammen angefangen und aufgehört. So blieb die Ausbeute an geglückten Momenten jenseits des zarten Solospiels von Savall begrenzt; Koopman seinerseits sorgte mit ebenso straff wie spontan wirkenden Solostücken von Louis Couperin und Jacques Duphly für die tollsten Minuten dieses Abends. (Daniel Ender, DER STANDARD/Printausgabe, 18.01.2010)