"Wer hier studiert hat, soll auch hier arbeiten dürfen" , will Außenminister Michael Spindelegger (ÖVP). Daran erstaunt vor allem, dass irgendjemand das Gegenteil sinnvoll finden könnte, nämlich dass vom österreichischen Staat teuer ausgebildete Hochqualifizierte aus dem Ausland sofort nach ihrem Abschluss wieder rausgeworfen werden. Aber es ist die österreichische Politik, die genau das bis jetzt als normal empfindet. Wer nicht zum europäischen Klub der Privilegierten gehört, soll sich nach dem Studium in Felix Austria schnell wieder schleichen.

Das ist nur eines von vielen Symptomen für das paranoide Verhältnis, das hierzulande seit langem gegenüber allem, was irgendwie "fremd" ist/klingt/wirkt, politisch kultiviert wird. Angefangen von Asylwerbern bis zu "hausgemachten" ausländischen Akademikern. Am besten wären sie nicht hier, insinuieren die Gesetze unverblümt.

Die Hochqualifizierten-Pipeline, die der Außenminister jetzt gern anzapfen möchte, hat auch ein anderes Ende - dort, wo sie gespeist wird. Die fremdenrechtlichen Zäune, die ausländische Studierende, zumal aus Entwicklungsländern, aber überwinden müssen, sind im internationalen Vergleich so hoch und stachelig, dass sie nach Absicht aussehen. Solange ein intelligentes Immigrations- und Integrationskonzept fehlt, bleibt Spindeleggers Vorschlag ein Feigenblatt, mit dem er die ausländerpolitische Blöße Österreichs nicht einmal notdürftig bedecken kann. (Lisa Nimmervoll/DER STANDARD-Printausgabe, 18. Jänner 2010)