Gewiss - es war eine interessante Fernsehwoche. Man durfte zur Kenntnis nehmen, dass Heinzls Chili als Erfolg gilt, obwohl die Neuheit im Durchschnitt etwa ein Viertel der Sehermenge von Seitenblicke aufweist. Man durfte überrascht erleben, wie es doch möglich ist, Politiker mit Interviews elegant vorzuführen (Uwe Scheuch bei Thurnher in der ZiB 2). Und auch, dass der Donnerstag Abend auf ORF 1 ein Schlagzeilenlieferant sein kann (A. Haiders Heimat-Schimpfe bei Willkommen Österreich).
Wir könnten jetzt die Folgen all dessen erörtern, fragen, ob der ORF nun glaubt, gerettet zu sein oder ob er - vom "Heinzl-Erfolg" beflügelt - beginnen wird, den heimischen Privaten alles wegzukaufen, wovon er meint, es würde ihm fehlen (inklusive Frühstücks-TV bei Puls 4). Wir wollen das lieber lassen. Aus Seelenhygiene-Gründen gönnen wir uns eine Pause und wenden uns der weiten Welt zu. Da ist tatsächlich Bemerkenswertes im Anrollen. Ein wirklich Großer hat sich nämlich entschlossen, den Globus mit einem TV-Sender zu beglücken: Ex-Fußballgenie und mitunter verzweifelter Lebensgenießer Diego Maradona startet seinen eigenen Fernseh- und Internet-Kanal!
Das Ganze nennt sich "10 ETV" (die "10" steht für Maradonas Rückennummer als Spieler, das "E" für Entertainment), wendet sich an ein internationales Publikum, soll kurz vor der Fußball-WM beginnen und weckt bei uns einen Wunsch: Man möge den Sender doch bitte ins Kabelnetz einspeisen, das momentane Angebot ist ja reich an Verzichtbarem. Zudem: In der Kategorie "Weltpromi mit dem Hang, ohne Entschuldigunszwang exzessiv und TV-authentisch zu sein", herrscht extrem großer Mangel. (Ljubisa Tosiæ/DER STANDARD; Printausgabe, 18.1.2010)