Überzeugende Unterstützung für ein Regierungsmitglied und Aufklärung sehen anders aus: Ganze zwei Absätze war José Manuel Barroso die Verteidigung Rumiana Jelevas, seiner Kandidatin als Kommissarin für humanitäre Hilfe, wert. So wenig umfasst die Antwort des Präsidenten der EU-Kommission auf einen Brief seines Gegenübers im Europäischen Parlament, Jerzy Buzek.

Der hatte sich besorgt um Klärung der Vorwürfe von möglichen Unregelmäßigkeiten in der Vermögenserklärung der Kandidatin erkundigt. Allein die Form, die Barroso wählte, demonstriert Geringschätzung. Was aber in den dürren 18 Zeilen des Briefes drinsteht, das grenzt geradezu an Verhöhnung: ein Nichts. Nichts anderes, als dass die Bulgarin von ihrer Regierung und vom EU-Ministerrat formgerecht zur Kandidatin gemacht wurde, dass sie als Ex-Abgeordnete und Außenministerin geeignet sei und dass sie selber ihm gegenüber beteuert habe, bei ihrer Vermögenserklärung sei alles in Ordnung. Punkt. Schöne Grüße.

Das ist, bei allem Respekt, zu wenig für einen Kommissionspräsidenten, der bei allen sich bietenden Gelegenheiten von Transparenz, Bürgernähe, Offenheit, von einem starken demokratischen, gerechten Europa schwafelt - pardon, spricht. Seine Sprecher lässt er seit Tagen verkünden, dass es zu Jeleva sonst nichts zu sagen gebe. Diese Art von politischer Kommunikation ist Uralt-Politik. Sie entspricht nicht dem Europa, das wir brauchen. Was Barroso tut, grenzt an Wählervertreibung. Er soll sagen, was ist. (Thomas Mayer, DER STANDARD, Printausgabe 18.1.2010)