Bild nicht mehr verfügbar.

George W. Bush und Bill Clinton sollen Spenden auftreiben

Foto: REUTERS/Larry Downing

Bild nicht mehr verfügbar.

US-Außenministerin Hillary Clinton beschränkte ihren Blitzbesuch auf den Flughafen von Port-au-Prince, sie wolle die Rettungsarbeiten nicht stören

Foto: AP/Julie Jacobson

Es ist fast auf den Tag zwölf Monate her, dass George W. Bush zum letzten Mal im Rosengarten des Weißen Hauses hinter einem Mikrofon stand. Nun stand er wieder dort, unverkennbar in seiner burschikosen, unbeholfen wirkenden Art. Er wisse ja, viele Amerikaner wollten Decken und Trinkwasser am liebsten direkt nach Haiti schicken, sagte er und lächelte ein schiefes Lächeln. "Schicken Sie uns einfach Ihr Geld" , er sorge schon dafür, dass es weise ausgegeben werde.

Bush und Clinton zu obersten Spendenbeschaffern ernannt

Am Wochenende wurde Bush von Barack Obama, seinem Nachfolger im Amt, zum obersten Spendenbeschaffer für Haiti ernannt, gemeinsam mit Bill Clinton. Kritiker stichelten: Ausgerechnet Bush! Der habe sich doch bis auf die Knochen blamiert, als er nach dem Hurrikan Katrina die Verzweifelten von New Orleans im Stich ließ. Egal, in humanitären Krisen pflegen US-Präsidenten gern überparteiliche Gesten. Als der Tsunami Südostasien verwüstete, waren es Clinton und Bush der Ältere, die den Katastropheneinsatz koordinierten.

Diesmal schlug die Naturgewalt vor der eigenen Haustür zu, und Obama sucht starke Symbole wie den Schulterschluss. Die Erdbebenhilfe hat absoluten Vorrang für ihn: "Ich werde nichts anderes akzeptieren, als dass wir in dieser Tragödie unser Allerbestes tun."

Soldaten für die Straßen von Port-au-Prince

Bis Montag sollen neun- bis zehntausend US-Militärs im Katastrophengebiet eingetroffen sein, sowohl in Haiti als auch vor seinen Küsten. Auf dem Flugzeugträger "Carl Vinson" , der bereits vor Port-au-Prince ankert, starten und landen Hubschrauber, um Hilfsgüter an Land zu bringen. Das Lazarettschiff "Comfort" mit zwölf Operationssälen und eintausend Betten legte am Wochenende im Hafen Baltimore ab. Ihm folgt das Amphibienschiff "Bataan" mit 1700 Marines an Bord: Die Soldaten sollen durch die Straßen von Port-au-Prince patrouillieren.

Imagehilfe

Die Supermacht im humanitären Großeinsatz, Amerika von seiner besten Seite - das ist das Image, wie es das Weiße Haus vermitteln möchte. Auch Schuldgefühle mögen dabei eine Rolle spielen, zu oft haben die USA pure Machtpolitik betrieben. Als der damalige haitianische Präsident Jean-Bertrand Aristide 1991 vom Militär aus dem Palast geputscht wurde, beschuldigten seine Anhänger Bush senior, hinter dem Coup zu stehen. 1994 setzte Clinton Tausende US-Soldaten in Marsch, um Aristide wieder auf seinen Posten zu hieven. Der entpuppte sich jedoch als korrupter Despot; 2004 musste er fliehen.

Blitzbesuch von Hillary Clinton am Flughafen

Es sind Geschichten, die amerikanische Politiker gern mit Schweigen übergehen. Viel lieber erzählt Bill Clinton, was ihn persönlich mit Haiti verbindet. 1975 schenkte ihm ein wohlhabender Gönner eine Reise in den Karibikstaat, kurz nach dem er Hillary Rodham geheiratet hatte. Es wurden die Flitterwochen der beiden, "wir lieben das Land" , betont Bill. Hillary kehrte am Samstag für vier Stunden zurück. Ihren Blitzbesuch beschränkte die Außenministerin auf den Flughafen von Port-au-Prince, sie wolle die Rettungsarbeiten nicht stören. Wichtiger sei ohnehin die Botschaft gewesen: "Wir sind heute hier, wir werden morgen hier sein und in der Zeit, die vor uns liegt" . (Frank Herrmann aus Washington, DER STANDARD Printausgabe 18.1.2009)