Salzburg/Linz/Graz - Die Berg- und Seenlandschaften des Salzkammerguts ziehen seit Kaisers Zeiten sommerfrischende Touristen an - mit der Einführung der Autobahnmaut allerdings auch tonnenweise Lkw-Schwerverkehr. Eine Abkürzung über das regionale Straßennetz durchs Salzkammergut erspart den Frächtern Millionen Euro an Mautgebühren. Die Bewohnern der Drei-Länder-Region klagen seit Jahren über schwere Beeinträchtigungen ihrer Umwelt, die Tourismuswirtschaft, die jährlich mit rund 4,4 Millionen Nächtigungen gut 500 Millionen Euro umsetzt, befürchtet empfindliche Einbußen. Seit einigen Monaten formiert sich nun Widerstand.

"Früher sind der Kaiser und die Sisi durch Bad Ischl spaziert, jetzt donnern dort die Laster durch. Wir sind von lauter Autobahnen umgeben und trotzdem geht der Lkw-Verkehr durchs Salzkammergut. So kann's nicht mehr weitergehen", sagt "Lebensraum Salzkammergut"-Sprecher Silvester Leitner zum Standard. Leitner: "Wir werden uns jetzt wehren".

7000 Unterschriften 

Aktuell haben sich acht Bürgerinitiativen von Bad Ischl, Bad Goisern bis Bad Mitterndorf zu einer Plattform zusammengeschlossen. Bei laufenden Informationsveranstaltungen will Leitner "binnen kürzester Zeit" 27 regionale Salzkammergut-Bürgerinitiativen zusammenschließen. Innerhalb weniger Wochen habe die Initiative zudem bereits 7000 Unterschriften gesammelt. Leitner: "Das ist erst der Anfang. Alle Gemeinden mit ihren Bürgermeistern stehen zu hundert Prozent dahinter. Unser Ziel ist, den Lkw-Transit sofort zu stoppen und eine Beschränkung der Tonnagen zu erreichen."

Seit Einführung der Autobahnmaut 2003 für Lastkraftfahrzeuge mit einem Gesamtgewicht von mehr als 3,5 Tonnen sei der Schwerverkehr auf dem regionalen Straßennetz sprunghaft angestiegen. Allein auf der B158, der Wolfgangseestraße, habe sich der Lkw-Verkehr um 44 Prozent erhöht.

Neue Ausbaupläne

Eine weitere Steigerung des Transitverkehrs befürchten die Initiativen auch von den Straßenausbauplänen in der Obersteiermark. Hier soll die Straßeninfrastruktur für die Ski-WM 2013 auf Hochleistung getrimmt werden. Leitner:"Man schafft hier weitere Zubringer für das Salzkammergut. Leitner:"Wir fordern Fahrverbotszonen. Wenn es rund ums Salzkammergut solche Zonen schon gibt, wird es wohl auch für das Salzkammergut möglich sein."

Bisher sei man jedoch bei den Politikern auf taube Ohren gestoßen. Leitner: "In Oberösterreich haben wir nicht einmal einen Termin bekommen, in Salzburg keine wirkliche Antwort und in der Steiermark bekamen wir von der zuständigen Verkehrspolitikerin ein kategorisches Nein."

Sollten die Landesregierungen das Salzkammergut aber nicht vom Schwerverkehr "befreien", werde sich die Region drastische Proteste überlegen. Leitner: "Wir formieren uns gerade, aber wenn wir stark genug sind, werden wir alle nur möglichen Protestmittel ergreifen." (Walter Müller, DER STANDARD Printausgabe 18.1.2010)