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Nach einem Autobombenanschlag durch Taliban vor dem Einkaufszentrum Gulbahar in der Nähe des Außenministeriums steht des Gebäude in Flammen.

Foto: APA/EPA/S. SABAWOON

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Terror in Kabul: Ein afghanischer Polizist vertreibt mit gezückter Waffe Journalisten vom Schauplatz. Im Hintergrund brennt ein Kaufhaus, in dem sich ein Kommando der Taliban verschanzt hat.

Foto: Reuters/Sobhani

Wenige Tage vor der internationalen Afghanistankonferenz in London ist es einem Kommando der radikalislamischen Taliban erneut gelungen, den Terror nach Kabul zu tragen. Der Präsident beruhigte die Einwohner.

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Kabul/Brüssel - Taliban-Kämpfer haben am Montag mit einem mehrstündigen Angriff das Regierungszentrum in Afghanistans Hauptstadt Kabul zu einer Kampfzone gemacht. Bei erbitterten Schusswechseln in der Nähe des Präsidentenpalasts und mehrerer Ministerien wurden nach offiziellen Angaben mindestens zehn Menschen getötet, darunter vier der Angreifer; fünf sprengten sich in die Luft. 38 Menschen wurden verletzt. Erst am Nachmittag brachten Armee und Polizei die Lage in Wasir Akbar Chan, dem an sich schwer bewachten Regierungs- und Diplomatenviertel der Stadt, unter Kontrolle.

Taliban-Sprecher Zabiullah Mujahid sagte, rund 20 Kämpfer hätten in der Früh das Regierungsviertel angegriffen. Einige von ihnen hätten Sprengstoffwesten getragen. Vor dem Präsidentenpalast sprengten sich zwei Selbstmordattentäter in die Luft.

Das Terrorkommando besetzte ein Gebäude eines Einkaufszentrums nahe dem Palast von Präsident Hamid Karsai. Augenzeugen berichteten von mehreren Explosionen und langanhaltenden Feuergefechten zwischen den Rebellen und Sicherheitskräften. Fernsehbilder zeigten das in Flammen stehende Einkaufszentrum, über dem Areal stiegen dichte dunkle Rauchwolken auf. Anwohner mussten fliehen. Auch ein Kino war in der Hand der Aufständischen.

Ein Sprengkörper hat auch den Garten des Serena-Hotels, Afghanistans einziges Fünf-Sterne-Hotel, getroffen, sagte ein Gast. In dem Hotel steigen zahlreiche westliche Diplomaten und Journalisten ab. Die Gäste seien zu ihrer eigenen Sicherheit in den Keller des Hotels gebracht worden. Zuletzt griffen Taliban im Oktober vergangenen Jahres ein Gästehaus der Regierung in Kabul an. Elf Menschen wurden damals getötet, darunter fünf Uno-Mitarbeiter und drei Angreifer.

Karsai vor Europareise

Präsident Karsai verurteilte den Angriff. In einem von seinem Büro verbreiteten Statement versicherte er den Bürgern von Kabul, die Stadt sei unter der Kontrolle der Sicherheitskräfte. Karsai reist nächste Woche zu einer internationalen Afghanistankonferenz nach Europa und trifft zunächst die deutsche Kanzlerin Angela Merkel.

Die Konferenz selbst findet am 28. Jänner in London statt. Dabei soll es um die Sicherheit im Land, die wirtschaftliche Entwicklung und die Regierungsführung einschließlich der Frage der Korruptionsbekämpfung gehen.

Von Brüssel aus meldete sich Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen mit einem Video zu Wort. Die Afghanistankonferenz müssen den zivilen Wiederaufbau des Landes voranbringen, sagte Rasmussen. "Wir brauchen jetzt eine stärkere und koordinierte zivile Anstrengung. Deswegen ist diese Konferenz so wichtig." Die Konferenz werde sich auf die afghanischen Anstrengungen konzentrieren, kündigte der Nato-Generalsekretär an. (AP, dpa, AFP, Reuters, red/DER STANDARD, Printausgabe, 19.1.2010)