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Mehmet Ali Agca - umringt von Journalisten - nach seiner Musterung: der 52-Jährige wurde nicht zum Militärdienst zugelassen.

Foto: REUTERS/Stringer

Ankara - Der Papst-Attentäter Mehmet Ali Agca ist am Montag aus aus einem türkischen Gefängnis entlassen worden und hat in einer wirren Erklärung das bevorstehende Ende der Welt verkündet. Sich selbst bezeichnete Agca als "den ewigen Christus". Beim Verlassen des Gefängnisses winkte der 52-Jährige wartenden Journalisten zu, bevor er in einer weißen Limousine zur medizinischen Untersuchung in eine Militärklinik gefahren wurde. Im Anschluss daran wurde er auf freien Fuß gesetzt; die Musterung ergab, dass Agca keinen Militärdienst leisten müsse, berichteten türkische Medien.

Bereits 2006 war Agca wegen einer "schweren asozialen Persönlichkeitsstörung" für nicht wehrdienstfähig befunden worden. Die türkischen Behörden hatten diesen Befund aber nie akzeptiert und für ungültig erklärt. Sein Anwalt hatte Einspruch gegen die nochmalige Musterung eingelegt. "Agca ist schockiert und enttäuscht darüber, dass er zum Wehrdienst eingezogen werden könnte", sagte der Anwalt am Sonntag. "Er sagt, dass das Tragen von Waffen gegen seine religiösen und philosophischen Überzeugungen verstößt." Agca hat sich schon wiederholt als Messias bezeichnet.

"Ich verkünde das Ende der Welt"

Auch nach seiner Freilassung am Montag sorgte er abermals für Verwirrung. In einer von seinem Anwalt vor dem Gefängnistor in Ankara verbreiteten Erklärung sagte Agca: "Ich verkünde das Ende der Welt. Die gesamte Welt wird in diesem Jahrhundert zerstört. Jeder Mensch wird in diesem Jahrhundert sterben...Ich bin der ewige Christus."

Agca hatte am 13. Mai 1981 Papst Johannes Paul II. bei einem Mordanschlag schwer verletzt. Nach dem Attentat saß er zunächst 19 Jahre lang bis zum Jahr 2000 in einem italienischen Gefängnis. Dann wurde er in der Türkei inhaftiert, weil er dort wegen der Ermordung eines Journalisten eine lebenslange Haftstrafe zu verbüßen hatte. Als er die Gewalttaten von 1979 und 1981 verübte, gehörte Agca zur rechtsradikalen Gruppierung der "Grauen Wölfe".

Im Jänner 2006 war Agca kurzzeitig freigelassen worden, wurde aber nach nur acht Tagen wieder ins Gefängnis gebracht. Die türkische Regierung erklärte damals, Agca sei nur wegen eines Fehlers bei der Berechnung der Reststrafe freigekommen.

Bis heute ist unklar, warum der Türke auf dem Petersplatz in Rom mehrere Schüsse auf den Papst abgab. Um das Attentat ranken sich zahlreiche Spekulationen. Agca hat angekündigt, sich nach seiner Freilassung zu seinem Tatmotiv zu äußern. Johannes Paul besuchte ihn 1983 im Gefängnis und verzieh ihm. (APA)