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Sergey Brin

Foto: Reuters/ Wilking

Googles Überlegungen, sich aus China zurückzuziehen, haben in den vergangenen Tagen nicht nur die Technologie-Blogs und Medien dominiert. Nach Attacken aus China hatte das Unternehmen angekündigt, der von der chinesischen Regierung geforderten Zensur nicht mehr nachkommen zu wollen. Dahinter soll vor allem Co-Gründer Sergey Brin stecken, der als moralisches Gewissen des Suchgiganten gilt, berichtet The Independent.

Zweifel an China-Eintritt

Den Eintritt in den chinesischen Markt und die damit verbundenen Zensurfilter, die Chinas Bevölkerung davon abhalten soll beispielsweise nach Informationen zum Dalai Lama oder zum Tiananmen-Massaker suchen zu können, seien vor allem von CEO Eric Schmidt vorangetrieben worden. Brin und sein Mitgründer Larry Page hätten ein Jahr lang die Vor- und Nachteile des Launches von Google.cn abgewogen und schließlich nachgegeben. Brin habe jedoch immer Bedenken gehabt.

US-Milliardär aus der UdSSR

Die Ursache zu Brins Zweifel an Googles Engagement in China soll in seiner russisch-jüdischen Herkunft liegen. Mit seinen Eltern sei er als Sechsjähriger vor den Repressalien der Sowjetunion in die USA geflohen. An der Stanford Universität lernte Brin später Larry Page kennen, mit er später 1998 Google startete. Der Kometenhafte Aufstieg der Suchmaschine machte die beiden zu Milliardären - Brins Vermögen wird derzeit auf 12 Milliarden Dollar geschätzt. Das ermöglichte ihnen nicht nur, das Unternehmen nach eigenen Vorstellungen zu führen - so dürfen die Mitarbeiter etwa 20 Prozent ihrer Arbeitszeit an eigenen Projekten forschen - sondern bescherte ihnen auch ein Luxusleben mit Privat-Jets oder einem Flugticket ins Weltall.

Humanitäres Engagement

Google engagiert sich jedoch auch für gute Zwecke. So investieren Brin und Page in die Erforschung alternativer Energien und betrieben die Nonprofit-Organisation X Prize Foundation. 2004 sagte Brin gegenüber ABC News, er hoffe, dass man sich an ihn später einmal als sehr innovativ, vertrauenswürdig und ethisch erinnern werde. Die Aufkündigung der Zensur und als Konsequenz der eventuelle Rückzug aus China würden Brins Vorstellungen und dem Firmenmotto "don't be evil" gut ins Bild passen.

Kritik

Nicht alle sehen hinter Googles Ankündigung daher nur ethische Überlegungen. Mehrere Medien wie die Financial Times Deutschland vermuten dahinter einen Marketing-Gag um Googles Image aufzupolieren. Das Unternehmen sucht nun das Gespräch mit der chinesischen Regierung. Dass diese nachgibt und Google ohne Filter weiteroperieren lässt, ist unwahrscheinlich. Aber auch der vollkommene Rückzug aus dem Land scheint nicht realistisch. Man darf gespannt sein, wie die Lösung der Frage aussehen wird, die mittlerweile auch die Politik beschäftigt. (red)