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Die Übergabe.

Foto: EPA/HOLLYWOOD FOREIGN PRESS ASSOCIATION/HO EDITORIAL

Los Angeles - Freude herrschte in der Nacht auf Montag bei den beiden österreichischen Golden-Globe-Gewinnern Michael Haneke und Christoph Waltz, "Ich war am Anfang recht nervös, aber jetzt freue ich mich sehr", sagte Haneke dem ORF in Los Angeles unmittelbar nach der Gala. Und Waltz, nach der Ehrung sichtlich bewegt, meinte: "Ich kann das nicht analysieren, denn wäre ich ein analytischer Mensch, hätte ich einen anderen Beruf." Er werde den Erfolg nun mit Quentin Tarantino feiern. Der ORF zeigt die Interviews mit den Preisträgern am Abend im "Kulturmontag".

Haneke, dessen Drama "Das weiße Band" die Auszeichnung für den besten nicht-englischsprachigen Film erhielt, hat es sich eigentlich "zum Prinzip gemacht, dass ich erst einmal schaue, was passiert". Daher habe er seine Nervosität schließlich doch in eine gewisse Gelassenheit umwandeln können. Die Liebeserklärung an seine Frau in der Dankesrede "war ich ihr schuldig", so der Regisseur. "Wenn ich arbeite, sorgt sie immer für meine Ruhe und Konzentration."

"Nicht zu patriotisch denken"

Waltz, der für seine Rolle als charmant-skrupelloser SS-Offizier Hans Landa in Quentin Tarantinos "Inglourious Basterds" zum besten Nebendarsteller avancierte, sagte, er wolle gar nicht "logisch darüber nachdenken". In seinem Beruf gehe es ohnehin hauptsächlich um Intuition. "Derzeit gibt es viele, viele Angebote, auf die ich mich freue, aber zu denen ich noch nichts sagen will." Ob er mit seiner Rolle als Sigmund Freud im neuen David-Cronenberg-Film "The Talking Cure" ein wenig seine Verbundenheit mit Österreich zeigen will? "Ja, vielleicht. Aber ich will nicht zu patriotisch denken, auch wenn ich mich als Österreicher fühle."

Den Erfolgslauf für Österreich in den vergangenen Jahren strich unterdessen Haneke deutlich hervor. "Ich hoffe, dass sich das jetzt in den Köpfen festsetzt. Für die Größe dieses Landes ist das ein enormer Erfolg." Und auch wenn man für einen selbst solche Erfolge nicht überbewerten solle, sei es nun doch ein schönes Gefühl, wenn man in einer künstlerischen Nische wie in jener, in der er sich bewege, neben "Elefanten" wie dem in den Hauptkategorien triumphierenden Science-Fiction-Spektakel "Avatar" bestehen könne. 

"Auf meinem Schreibtisch wird's ein bisschen anders aussehen", sagte Michael Haneke bei einer Pressekonferenz nach der Golden Globe-Verleihung auf die Frage, ob und wie der Preis sein Leben verändern wird. Angesprochen auf den Mangel an internationalen Stars in seinen Filmen und ob er nun, da der Preis von Sophia Loren übergeben wurde, zum Beispiel mit ihr reden wollte, konterte der österreichische Regisseur: "In meinen Filmen gibt es immer zuerst die Geschichten und dann die Schauspieler, die man dazu braucht. Das ist der übliche Weg bei mir und nicht umgekehrt."

"It was fun!"

Von Christoph Waltz wollten die Journalisten bei einer Pressekonferenz unter anderem wissen, wo er die vielen im Film gebrauchten Sprachen in dieser Perfektion gelernt habe. "Wie bei meiner ersten Sprache: Ich habe begonnen, zu sprechen", so Waltz knapp. Dass die Rolle des Nazis an ihm haften bleibe und in Zukunft ein Hindernis sein könnte, glaube er nicht. Er werden den Abend gemeinsam mit Regisseur Quentin Tarantino feiern, ob es weitere gemeinsame Projekte gebe, wisse er nicht. "Ich kann's nur hoffen", so Waltz, der sich von den Journalisten mit einem Satz verabschiedete, der durchaus ein Zitat seiner Filmrolle sein könnte: "Thank you very much, it was fun!"

Faymann gratuliert

Bundeskanzler Werner Faymann wünscht den beiden österreichischen Golden Globe-Gewinnern "nunmehr auch alles Gute in Hinblick auf die kommende Oscar-Verleihung". Die Würdigung "zweier außerordentlicher Leistungen" durch die heutigen Auszeichnungen "wird vielen Kulturschaffenden aus Österreich Ansporn und Motivation sein sowie den Weg für weitere Erfolge ebnen." Kulturministerin Claudia Schmied sprach von einem großen Triumph: "Michael Haneke gehört zu den weltweit besten Regisseuren, der aussagekräftiges Kino produziert und sich nicht scheut, sensible Themen in den Mittelpunkt seiner filmischen Erzählung zu stellen. Der Preis an Christoph Waltz zeigt den Reichtum an Talenten, aus dem die europäische und österreichische Filmwirtschaft schöpfen kann. Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny sieht eine "Traumlandung in Hollywood". "Besser geht's nicht", so der Kulturstadtrat in einer Aussendung. "Ich gratuliere herzlich und hoffe, die Golden Globes sind ein gutes Omen für den Oscar."

Auch Bundespräsident Heinz Fischer gratulierte Waltz und Haneke "sehr herzlich zu ihrem großartigen Erfolg", wie es in einer Stellungnahme hieß. "Dieser Erfolg zeigt ein weiteres Mal, dass Österreich in den letzten Jahren zu einem Filmland von hoher Qualität geworden ist und diese hohe Qualität auch immer mehr internationale Beachtung findet."  (APA, red)