Österreich ist Europameister.

Foto: Österreichischer Hockeyverband

Kapitän Armin Stremitzer: "Der EM-Titel als Etappen-, Olympia 2012 in London als Endziel"

Foto: Armin Stremitzer

Die Europameister-Mannschaft von Almere.

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derStandard.at: Österreich wird normalerweise nicht Europameister, warum ist das im Hockey anders?

Armin Stremitzer: Weil wir im Hockey eine enorm leidenschaftliche Mannschaft haben. Da ist kein Geld im Spiel, nur pure Emotion. Das Team spielt seit vier Jahren in der gleichen Formation und man kennt sich schon sehr lange, das zeichnet uns aus.

derStandard.at: Das niederländische Almere (Spielort der Hockey-EM), ein rot-weiß-rotes Wintermärchen?

Stremitzer: Für uns ist in Almere absolut ein Traum wahr geworden. Gleichzeitig ist der Europameistertitel auch nur ein Etappensieg auf unserem Weg zu den Olympischen Spielen 2012 in London.

derStandard.at: Was war nach dem EM-Titel in der österreichischen Kabine los?

Stremitzer: Wir haben mit dem Jubeln nicht mehr aufgehört. Es waren schon alle Zuschauer aus der Halle verschwunden, da haben wir noch gefeiert. Beim Feiern konnte uns keiner stoppen, auch die Stewardessen im Flieger nicht.

derStandard.at: Im Finale gegen Russland drohte die Partie nach einer 3:0-Führung noch zu kippen, wie hat das Team den Erfolg festgehalten?

Stremitzer: Wir haben es spannend gemacht, aber schöner kann man ein Finale nicht gewinnen. Eine geschlossene Defensive und unsere Konter-Taktik waren im Endspiel der Schlüssel zum Erfolg. Der 4:3-Sieg geht aber in Ordnung, wir haben mitgespielt, hatten fast 50% Ballbesitz.

derStandard.at: Gegen welche Hockey-Großnation, Deutschland, Russland, Niederlande gewinnt man als Österreicher am liebsten?

Stremitzer: Deutschland ist die beste Hallen-Hockey-Nation der Welt. Das ist schon eine besondere Befriedigung die zu schlagen. Da kommen Cordoba-Gefühle hoch.

derStandard.at: Wie groß ist die Kluft zwischen den großen und den kleinen Hockey-Nationen?

Stremitzer: Holland hat 200. 000 Hockey-Spieler. Wir kommen auf zwei- bis dreitausend Aktive. Der Weg, den wir seit gut zehn Jahren gehen, gibt uns aber Recht. Unsere Spieler gehen ins Ausland, sammeln dort Erfahrung und das Nationalteam ist eine abgebrühte Truppe. Wir gehören mittlerweile zu den großen Nationen und haben eine Adresse im Hockey-Atlas

derStandard.at: Geben Sie Verbands Präsident Walter Kapounek recht, der da meinte: "Das ist der größte Tag des Hockeysports und einer der großen Tage des österreichischen Sports"?

Stremitzer: Ja, der 17. Jänner 2010 ist mit Sicherheit der größte Tag in der Geschichte des Hockey-Sports. Ich kenne kein österreichisches Team außer den Faustballern, das im Mannschaftssport jemals Europameister wurde.

derStandard.at: Warum sind Sie statt Fußballer oder Skifahrer zu werden, Kapitän der Hockey-Mannschaft geworden?

Stremitzer: Ich habe früher Fußball gespielt, bin dann aufs Hockey gestoßen. Die haben sich über Nachwuchs gefreut. Fünf Jahre später war ich bereits im Nationalteam. Das EM-Turnier hat mich in meiner Wahl bestätigt.

derStandard.at: Warum existiert kein Eintrag in der populären Internet-Enzyklopädie „Wikipedia" über den österreichischen Hockey-Kapitän, Armin Stremitzer?

Stremitzer: (lacht) Ich weiß nicht, ob sich jemand für mich interessiert. Es war ja auch die Mannschaft, die den Erfolg gefeiert hat und nicht ich allein.

derStandard.at: Können Hockey-Europameister vom Sport leben?

Stremitzer: Die Legionäre bekommen ein Taschengeld, vielleicht ein Auto oder einen Job beim Verein. In Österreich hat man keine Chance vom Hockey zu leben. Der Selbstbehalt bei der Europameisterschaft in Almere betrug 150 Euro. (Simon Hirt, derStandard.at, Montag, 18.01.2010)