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Das schlicht "Corinne Bailey Rae" betitelte Erstlingswerk hatte die Engländerin mit geringem Budget ohne Plattenvertrag aufgenommen.

Foto: AP/Mark J. Terrill

Wien - Depressiv ist die Grundstimmung der zweiten Platte von Corinne Bailey Rae nicht - aber traurig. Der 30-Jährigen aus dem nordenglischen Leeds war 2006 mit ihrem fantastischen Debüt der große Durchbruch gelungen. Im März 2008 stoppte der Tod ihres Ehemannes vorerst die Karriere der Sängerin. Auf dem am 29. Jänner erscheinenden Album "The Sea" (Sony) ist dieser Schicksalsschlag ein zentrales Thema.

Das schlicht "Corinne Bailey Rae" betitelte Erstlingswerk hatte die Engländerin mit geringem Budget ohne Plattenvertrag aufgenommen. Nicht zuletzt dank der Hitsingles "Put Your Records On" und "Like A Star" stieg die Scheibe auf Platz eins der britischen Charts ein. In den USA gelang es Bailey Rae, als erste britische Singer-Songwriterin seit Jahrzehnten direkt in die Top 20 der Hitparade vorzudringen. Vier Millionen verkaufte Longplayer machten sie zum Star, ein auch von renommierten KollegInnen bejubelter Auftritt bei der Grammy-Verleihung 2007 machte die Krönung perfekt.

Die restlichen Seiten werden abgerissen

Corinne Bailey Rae arbeitete bereits an neuem Material, als sie am 22. März 2008 während einer Taxifahrt einen Anruf von der Polizei entgegennahm. Ihr Partner, der Jazz-Saxofonist Jason Rae, war in der Wohnung eines Freundes an einer unbeabsichtigten Überdosis Alkohol und Methadon verstorben. "Der Schock ist anhaltend", sagte die Sängerin dem britischen Magazin "Mojo" (Februar-Ausgabe). Als junges Paar habe man Zukunftspläne geschmiedet. "Es ist ein massiver Schock, was die Lebensgeschichte betrifft, die man sich so vorstellt. Die ersten paar Seiten sind geschrieben, die restlichen Seiten werden abgerissen."

Nach einer Phase des Rückzuges begann Bailey Rae wieder an Musik zu denken. Songs wurden fertiggestellt oder neu geschrieben und in verschiedenen Studios aufgenommen. So entstanden Lieder in einem ehemaligen Ballsaal in Manchester, wo "eine Atmosphäre vergangener glamouröser Zeiten herrschte", wie die Künstlerin in einem von der Plattenfirma verbreiteten Interview erzählt. Eine tolle Atmosphäre konnte auch das 600 Feet Studio bieten, 200 Meter hoch gelegen inmitten der Landschaft von Yorkshire.

"The Sea"

Der Titelsong - "The Sea" war der erste Beitrag für das Album - entstand fast vor der eigenen Haustür. "Wir nahmen ihn im Winter in einer Scheune in Scarborough auf, nicht weit vom Meer", so Bailey Rae. "Es war eiskalt, der Wind heulte und die Luft war an diesem Abend ganz anders als sonst. Über uns war ein überwältigender Sternenhimmel, umso besser zu sehen, als es dort meilenweit keine Straßenlaternen gibt."

Nicht nur in jenem Lied über einen fatalen Bootsunfall ihres Großvaters nimmt der Tod eine zentrale Rolle ein. "Ich wollte ganz ehrlich sein", betont Bailey Rae. "Ich kann meine Gefühle nur schlecht verbergen." Der Titelsong "The Sea" handle davon, "wie viel Schönheit in Trauer steckt - eben weil Menschen, übernatürliche Mächte und die Natur einen halten". (APA)