Bild nicht mehr verfügbar.

Die Küstenseeschwalbe ist die ungekrönte Königin der Langstreckenflieger

Foto: AP Photo/Jeff Barnard

Washington DC - Erstmals ist es einem Forscherteam gelungen, die Weltreise der Küstenseeschwalbe (Sterna paradisaea) aufzuzeichnen. Mit kleinen Sendern konnte das Team um Carsten Egevang vom Greenland Institute of Natural Resources die genaue Route des über 70.000 Kilometer Rundfluges von Pol zu Pol und zurück - eine Rekordleistung in der Vogelwelt - nachvollziehen. Den Aufzeichnungen der Wissenschafter zufolge fliegen die Schwalben entweder der afrikanischen oder der brasilianischen Küste entlang gegen Süden und kommen in einem S-förmigen Pfad mitten durch den Atlantik wieder zurück, berichten sie im Fachmagazin PNAS.

Die Distanz, die der arktische Vogel, der nur etwas mehr als 100 Gramm auf die Waage bringt, zurücklegt, ist Weltrekord. Im August oder im September beginnt die Reise von Grönland Richtung Weddell-Meer vor die Küste des antarktischen Kontinents. Richtung Süden legt eine Seeschwalbe täglich 330 Kilometer zurück. Vier bis fünf Monate verbringen die Tiere in der Antarktis, ehe sie den Rückweg antreten und im Mai oder Juni wieder in Grönland zu sein. Beim Rückflug schaffen die Tiere 520 Kilometer täglich. Selbst während der Überwinterung sind die Vögel nicht faul, sondern legen fast 11.000 Kilometer zurück.

Route mit Überraschungen

Das Forscherteam hat den Seeschwalben 1,4 Gramm schwere Sender, so genannte Geolocators, ans Bein gebunden. Diese Geräte, die von der British Antarctic Survey (BAS) zur Bestimmung der Wanderwege von Zugvögeln entwickelt wurden, zeichnen die Lichtintensität auf. Damit kann man die genaue Position der Tiere feststellen. "Die Verwendung dieser technischen Hilfsmittel ermöglicht nicht nur ein besseres Verständnis der Zugrichtungen, sondern weist auch eventuelle biologische Hotspots aus", so Co-Autor Richard Phillips von der BAS.

Die erste Überraschung war die Tatsache, dass die Vögel Richtung Süden einen längeren Stopp mitten im Nordatlantik - etwa 1.000 Kilometer nördlich der Azoren - einlegen. Hier nehmen sie große Mengen von Zooplankton zu sich, um die weite noch vor ihnen liegende Distanz zu bewältigen. 50 Prozent der Vögel nahmen die Route über Afrika, die anderen flogen der Küste Südamerikas entlang. Die zweite große Überraschung war die Rückreise von der Antarktis nach Norden, denn für diese wählten die Vögel eine andere Route. Sie nahmen einen S-förmigen Weg Mitten durch den Südatlantik. Das ist zwar ein Umweg von mehreren tausend Kilometern, entspricht allerdings den Windsystemen. (pte/red)