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Gerangel an der Rückseite eines Hilfstransporters in Petionville, Port-au-Prince. Plünderungen sowie Tumulte um Nahrungsmittel und Wasser machen die Lage im Bebengebiet brenzlig

Foto: AP/Juste

Brüssel/Genf/Wien - Die EU will Haiti nach dem schweren Erdbeben mit mehr als 420 Millionen Euro unterstützen. Die zuständigen Außen- und Entwicklungshilfeminister einigten sich am Montag bei einem Treffen in Brüssel auf einen Gesamtbetrag von 92 Millionen Euro an Soforthilfe aus den Budgets der Mitgliedstaaten. Die EU-Kommission stockt ihre humanitäre Nothilfe auf 30 Millionen Euro auf. Darüber hinaus sagt die EU 200 Millionen Euro aus dem Gemeinschaftsbudget an Wiederaufbauhilfe für Haiti zu.

Erkundungsmission

Weitere 107 Millionen Euro stellt die Union aus dem Gemeinschaftshaushalt an nicht-humanitärer Soforthilfe bereit. Zudem soll eine EU-Erkundungsmission nach Haiti aufbrechen. Die führende Rolle bei der Katastrophenhilfe bleibe aber bei den USA, sagte Außenminister Michael Spindelegger (ÖVP). Beim EU-Sondergipfel zur wirtschaftlichen Lage am 11. Februar soll auch Haiti ein Thema sein. Darüber hinaus ist eine internationale Haiti-Konferenz im kanadischen Montréal, voraussichtlich am 25. Jänner, geplant.

Die EU erwägt laut Spindelegger eine Beteiligung an einer internationalen Polizeimission auf Haiti. Die Uno halte 450 Polizisten für notwendig, der Anteil der Europäer betrage 150 Mann. Diese könnte Frankreich schicken.

Spindelegger sicherte erneut 800.000 Euro humanitäre Soforthilfe aus Österreich für die Erdbebenopfer in Haiti zu, 500.000 Euro aus dem Auslandskatastrophenfonds, 100.000 Euro aus dem Notfallfonds der Uno. Die Stadt Wien teilte am Montag unabhängig davon mit, 500.000 Euro Hilfsgelder zur Verfügung zu stellen.

Drei der acht in Haiti noch gesuchten Österreicher hat das Außenamt inzwischen ausfindig gemacht. Sie seien wohlauf und während des Bebens nicht in Haiti gewesen, hieß es.

Zwei Tage keine Lieferungen

Am Montag wurden die Hilfslieferungen zum Flughafen von Port-au-Prince für 48 Stunden gestoppt, wie das UN-Büro für humanitäre Hilfe (OCHA) in Genf mitteilte. Für neue Güter gebe es zurzeit keine Lagerungsmöglichkeiten, hieß es. Auf dem Landweg erschweren Staus den Transport von Hilfsgütern. UN-Generalsekretär Ban Ki-moon rief bei seinem Besuch im Bebengebiet am Sonntag die Menschen dazu auf, Geduld zu haben.

Senegals Präsident Abdoulaye Wade offerierte den Haitianern, sich in seinem Land niederzulassen und forderte andere afrikanische Staaten dazu auf, es ihm gleichzutun. (APA, dpa, Reuters, DER STANDARD Printausgabe, 19.1.2010)