Das neue Jahr mit einer Polemik über eine Anlegestelle am Donaukanal begonnen, und: Wahnsinn! Frage nicht. Eine Glosse auf den Kulturseiten! Kein Platz für analytische Kritik, stattdessen für Randbemerkungen, naturgemäß polemisch. Naturgemäß subjektiv. Hart an (und über) der Schmerzgrenze.

Glosse und Kritik sind ungleiche Schwestern in der großen Artikelfamilie. Kritik muss argumentieren, analysieren, einordnen. Glosse?

Folgende Definition haben wir als Leitfaden an die Redaktionswand gepinnt: "Im modernen Journalismus bezeichnet man als Glosse einen kurzen, pointierten Meinungsbeitrag, der sich von Kommentar und Leitartikel durch seinen polemischen, satirischen oder feuilletonistischen Charakter unterscheidet. Journalistische Glossen werden verfasst sowohl zu großen weltpolitischen ebenso wie zu kleinen lokalen Ereignissen. Häufige Stilmittel sind Ironie und Übertreibung (Hyperbel)."

Und: Darf man in einer Qualitätszeitung so polemisch sein? Nein, finden von mir sehr geschätzte und ausgesprochen kluge Personen und Berufsgruppen. Ja, sagen wir.

Natürlich muss man nach Fertigstellung das Objekt der inkriminierten Glosse analysieren, auch, ob und wie städtebaulich sinnvoll es ist. Aber das ist eine andere Geschichte: keine Glosse nämlich, sondern eine Kritik. (Andrea Schurian, DER STANDARD/Printausgabe 19.01.2010)