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Gewinner strahlen: Christoph Waltz (li.) und Michael Haneke bei Entgegennahme ihrer Goldenen Globen Sonntagnacht im Beverly-Hilton-Hotel in Los Angeles.

Fotos: AP Photo / NBC / Paul Drinkwater

Wien - Auch im Angesicht der Golden Globes sind nicht alle Gewinner gleich: Während den ausgezeichneten Damen eigens abgestellte Herren im Smoking beim Erklimmen der Stufen behilflich waren, musste sich etwa ein gewisser "Mai-kel Hä-nikki" Sonntagabend den kurvigen Weg durchs Parkett allein bahnen. Auf der Bühne angekommen, wurde ihm dann aber von Sophia Loren der Golden Globe für den besten nicht-englischsprachigen Film überreicht.

Man könnte meinen, einer wie Haneke, der in den letzten Monaten für Das weiße Band schon bald ein Dutzend Preise abholen konnte, habe sich an derlei inzwischen gewöhnt. Aber auch wenn er sich bei der offiziellen Pressekonferenz wieder abgeklärt gab ("Auf meinem Schreibtisch wird's ein bisschen anders aussehen" ), die Aufregung war ihm Sonntagnacht in Los Angeles anzumerken. Ebenso wie Christoph Waltz, der sich als "bester Nebendarsteller" einmal mehr öffentlich sehr darüber freute, dass seine kleine Welt durch Quentin Tarantinos Inglourious Basterds in ein größeres Planetensystem Eingang gefunden habe.

Begonnen hat der anhaltende internationale Preis- und Wertschätzungsregen für die beiden Österreicher vergangenen Mai in Cannes: Das weiße Band und Inglourious Basterds hatten im Wettbewerb der Filmfestspiele Welturaufführung, sowohl Haneke als auch Waltz wurden prämiert. Waltz drehte inzwischen mit Michel Gondry und wird demnächst als Sigmund Freud für David Cronenberg vor der Kamera stehen.

Erhöhte Oscar-Chancen

Wer bei den Golden Globes reüssiert, der darf sich, so lehrt es die Erfahrung, außerdem größere Chancen auf einen Oscar ausrechnen. Eher ernüchternd ist dieser Umstand wohl für die beiden Favoriten nach Nennungen, die Sonntagnacht (fast) leer ausgingen. Up in The Air konnte sich nur in einer von sechs möglichen Kategorien durchsetzen: Jason Reitman und Sheldon Turner wurden fürs beste Drehbuch ausgezeichnet. Das fünffach nominierte, starbesetzte Musical Nine blieb überhaupt preislos.

Davon abgesehen herrschte Verteilungsgerechtigkeit: Der Pixar-Film Up wurde beste Animation und Hangover beste Komödie. Meryl Streep wurde als Komödiantin (Julie & Julia) und Sandra Bullock im ernsten Fach (The Blind Side) prämiert. Robert Downey Jr. (Sherlock Holmes) sowie Mo' nique (Precious: Based on The Novel "Push" by Sapphire) erhielten weitere Schauspielerpreise. Mit Standing Ovations wurde Jeff Bridges (Crazy Heart) darüber hinaus auch vom Publikum im Saal bedacht. Ebenso wie der außer Konkurrenz geehrte Martin Scorsese, der einen Preis für sein Lebenswerk aus den Händen von Robert de Niro und Leonardo DiCaprio entgegennahm.

Als Laudator für James Cameron (beste Regie und bester Film) fungierte Kaliforniens Gouverneur Arnold Schwarzenegger, der Cameron und dem Terminator immerhin seinen auch alltagstauglichen Slogan "I'll be back" verdankt. Und der laut darüber nachdachte, mit einem Teil der Avatar-Einnahmen das Budget seines maroden Bundesstaates zu sanieren.

Ob Avatar nun der beste oder der unumstritten bestverkäufliche Film ist - gewisse Weichen sind mit den Globes gestellt: Am 2. Februar werden die von den Mitgliedern der Academy of Motion Picture Arts & Sciences vorgenommenen Nominierungen verlautbart. Am 7. März findet in Los Angeles die Verleihung der 82. Academy Awards statt.

Der eine oder andere Österreicher dürfte zugegen sein. Dass die Moderation der Gala so gallig ausfallen wird wie jene des britischen Komikers Ricky Gervais Sonntagnacht ist eher nicht anzunehmen. (Isabella Reicher, DER STANDARD/Printausgabe 19.01.2010)