Ein Terrorangriff auf das Regierungsviertel, zehn Tage vor der internationalen Afghanistankonferenz, ist ein Zeichen der Ohnmacht von Nato und afghanischen Sicherheitskräften. Nicht einmal in der Hauptstadt Kabul können sie für Ordnung garantieren. Genau diese Botschaft wollten die Taliban wohl auch geben.
Natürlich kann man es auch anders, gewissermaßen professionell sehen: Dem Taliban-Kommando ist es nicht gelungen, sich Zugang zu Ministerien oder dem Präsidentenpalast zu verschaffen. Die afghanische Armee und Polizei waren in der Lage, den Angriff auf das Regierungsviertel allein und ohne Hilfe der internationalen Truppen zurückzuschlagen.
Doch das Problem mit allen Terroranschlägen ist eben das - sind sie erst einmal in Gang, lassen sich die Angriffe kaum verhindern; Anschläge müssen im Vorfeld vereitelt, Planung und Täter im Voraus erkannt werden. Hier aber versagen Nato und Regierung in Afghanistan. Sie kontrollieren heute noch weniger in Kabul und auf dem Land als 2007, dem Jahr, in dem das militärische Comeback der radikalen Muslime begann.
Tatsache ist, dass der Abstand zwischen den Terrorangriffen auf Kabul nun immer kürzer wird. Nur knapp einen Monat liegt der letzte schwere Selbstmordanschlag im Zentrum der Hauptstadt zurück. Den großen Wandel zum Besseren wird die Afghanistankonferenz nächste Woche nicht bringen, allenfalls den Willen zum Durchhalten. (Markus Bernath/DER STANDARD, Printausgabe, 19.1.2010)