Wien - Mitunter ist es fatal, den Titel des nächsten Programms bekanntzugeben, wenn dieses noch darauf wartet, geschrieben zu werden. Denn es kann sich in eine völlig andere Richtung entwickeln. Im Fall von Dirty Pepi, das im Kabarett Niedermair zur Premiere gelangte, passen Inhalt und Titel überhaupt nicht zusammen. Auch wenn das Programm durchaus als geglückt bezeichnet werden kann.

Pepi Hopf, der beim Intro den Vorschlag macht, Kärnten um einen Euro an Slowenien zu verkaufen, hätte es zum Beispiel Teichseiten nennen können: Er präsentiert in der Regie von Altmeister Leo Lukas eine Handvoll prototypischer Österreicher, die in diesem fiktiven Kaff im Norden von Wien - wohl in der Gegend von Strasshof - leben. Und alle haben größere oder kleinere Defekte.

Da wäre zum Beispiel der selbsternannte Humanist, der tagtäglich auf der Autobahnbrücke steht. Und zwar seit der Eröffnung 1974. Auch während der fünfwöchigen Belagsarbeiten, als die Straße gesperrt war, stand er auf seinem Beobachtungsposten. Aber gewinkt hat er damals nicht: "Ich bin ja kein Psychopath." Er hat nur Allmachtsfantasien: Wenn er wollte, könnte er einen Pflasterstein auf die Fahrzeuge werfen. Aber er unterlässt dies: im Gefühl, eine gute Tat vollbracht zu haben.

Einen ziemlichen Klamsch haben auch der manische Hobby-Griller, der seinen Rost liebevoll "Burli" nennt, und der stotternde Gemeinderat, der den Tourismus mit fragwürdigen Aktionen anzukurbeln versucht. Sein jüngster Plan sieht vor, aus Teichseiten einen Wallfahrtsort zu machen: Er besorgte sich einen Ableger jener Thuje, in die Haider gerast war.

Brillant gelingt Hopf das Porträt eines skrupellosen Häuslbauers, der im Clinch mit seinem Nachbarn liegt. Dessen Frau suchte das Weite - und gerät in die Fänge eines ultrarechten Immobilienmaklers, der überzeugend die Meinung vertritt, dass häusliche Gewalt unbemerkt in den eigenen vier Wänden stattzufinden habe.

Einziger Wermutstropfen: Die Ich-Erzählungen sind recht erratische Blöcke. Man wartet auf eine Synthese. Doch die bleibt aus. (Thomas Trenkler, DER STANDARD/Printausgabe 19.01.2009)