Wien - Am Donnerstag findet in Klagenfurt die erste Hauptversammlung der verstaatlichten Kärntner Hypo statt; dann wird das Tauziehen in der Regierung um den Aufsichtsrat wohl beendet sein. Zwei von vier Kapitalvertretern stehen fest: Kontrollbank-Chef Rudolf Scholten und Ex-Wirtschaftsminister Hannes Ditz.

Inzwischen beschäftigen sich Justiz und Untersuchungsausschüsse mit dem Verkauf an die BayernLB. Im Dezember 2006 und Februar 2007 stieg die Berlin& Co. S.a.r.l. jeweils mit 125 Mio.Euro (neun Prozent) ein und sicherte sich für Juni 2007 die Option auf 16 Prozent von Grawe und Mitarbeiterstiftung. Im Mai wurde dann nach Bayern verkauft.

Unter welchem Druck Kärnten und Berlin seinerzeit standen, dokumentieren Aussagen im ersten Kärntner U-Ausschuss. Die Bank, die pro Monat 40 Mio. Euro Eigenkapital verbriet, brauchte 2006, um bilanzieren zu können, dringend Geld - die Landesholding auch. Letztere hatte in der Hoffnung, die Bank 2007/08 an die Börse bringen zu können, eine 500-Millionen-Wandelanleihe gezeichnet, für die im Juni 2008 insgesamt 556 Mio. Euro zurückbezahlt werden mussten. Dem Land fehlten 316 Mio. Euro. Die Chefs der Landesholding führten bereits Gespräche über "Verlängerung der Wandelanleihe, Begebung einer neuen oder Kreditfinanzierung, wie sie aussagten.

Die Geldsuche der Bank gestaltete sich vor Berlins Einstieg extrem schwierig. Der Plan, zehnProzent zu verkaufen, floppte, man beschloss, sich von 25 Prozent plus einer Aktie (Sperrminorität) zu trennen. Da sich die Landesholding weigerte, Aktien zu verkaufen, rückte die ob der "sturen Haltung des Landes massiv enttäuschte Grawe" (Bericht zum U-Ausschuss) das Aktienpaket heraus. Letztlich blieben zwei Interessenten: Der US-Fonds Corsair (wollte den Kaufpreis mit Rückerstattungsansprüchen absichern) und Berlin, der über ein Genussscheinmodell Financiers aufgetan hatte ("Liste Berlin").

In der Nacht zum 19. Dezember 2006 freilich wäre Berlins Einstieg fast geplatzt. Einer der potenziellen Investoren (angeblich Waffenerzeuger Glock; Anm.) sprang von einer Minute auf die andere ab, weil sein Name in den Medien aufgetaucht war, sagten Ausschuss-Zeugen. Und: Berlin, Bankchef Siegfried Grigg, Grawe-Chef Othmar Ederer und Hypo-Aufsichtsratschef Wolfgang Kulterer "mussten mehr oder minder die ganze Nacht telefonieren, um Investoren zu finden, die das Loch, das der potenzielle Investor gerissen hat, noch auszugleichen." Grigg sprach von der "schwierigsten Nacht meines Lebens, die Situation für die Bank war dramatisch".

Laut Berlin war es "extrem schwierig", Financiers für die erste Tranche zu finden, bei der zweiten sei "der Zuspruch der Investoren" schon besser gewesen. Laut seinen Aussagen seien 150 Mio. Euro übrig geblieben und für Tranche III (für das Grawe-Paket um 400 Mio. Euro) verwendet worden. Für die Differenz soll Berlin einen Kredit der Crédit Suisse aufgestellt haben; letztlich übernahmen die Bayern (offiziell erst seit März auf der Bühne) die Finanzierung und verhinderten die Verpfändung der Hypo-Anteile.

Dass der Bayern-Einstieg, der der Gruppe Berlin rund 160 Mio Euro Gewinn brachte, früher bekannt war, wurde im U-Ausschuss allseits bestritten.

Am schönsten beschrieb es Ex-Hypo-Chef Kulterer: "Manchmal im Leben hat man das Glück, dass plötzlich eine Lösung hereinflattert, die man nie im Auge hatte" . Seine Aussage, der Verkauf an die Bayern sei "ein Geschenk Gottes" gewesen, hielten zwar auch die in Kärnten regierenden BZÖ und ÖVP für "stark übertrieben" - als "glückliche Fügung" sahen sie ihn aber schon.(Renate Graber, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 19.01.2010)