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Kenianische Soldaten misshandeln einen muslimischen Demonstranten

Foto: Reuters/Mukoya

Es war Heiligabend, als der in ein unscheinbares, weißes Gewand gekleidete Mann mit dunkler Haut und gestutztem Vollbart Tansania verließ. Die Grenzbeamten in Lunga Lunga wussten nicht, wer dieser Abdullah al-Faisal ist, der an jenem Tag nach Kenia einreiste: ein von britischen Gerichten verurteilter Hassprediger, der immer wieder zum Mord an Juden, Hindus und Amerikanern aufrief und die Attentäter inspiriert haben soll, die 2005 einen Bus und U-Bahnen in London in die Luft sprengten. Sieben Tage lang predigte der 46-Jährige vor kenianischen Muslimen, bis die Polizei ihn schließlich festnimmt. Seitdem versucht Kenia vergeblich, al-Faisal abzuschieben.

Doch inzwischen droht über die Inhaftierung des Predigers die ohnehin gespannte Lage zwischen Kenias Regierung und den Muslimen im Land zu eskalieren. Mindestens ein Mensch kam ums Leben, als die Polizei das Feuer auf einige hundert Jugendliche eröffnete, die nach dem Mittagsgebet am Freitag für die Freilassung al-Faisals demonstriert hatten. Innenminister George Saitoti kündigte Schritte an. Die somalische Terrorgruppe Shabaab habe die Demonstration unterwandert.

Umstrittene Festnahmen

In der Nacht zum Montag griff die Polizei dann zu: 328 angebliche Islamisten wurden festgenommen, unter ihnen 15 Abgeordnete des somalischen Übergangsparlaments und ein prominenter Bürgerrechtler, al-Amin Kimanthi. Unklar ist, warum al-Faisal trotz seiner einschlägigen Vorgeschichte erst in Kenia verhaftet wurde. Zuvor hatte er unbehelligt in Nigeria, Malawi, Tansania und Südafrika gepredigt.

Im Juni 2008 etwa warf al-Faisal bei einer Predigt in Durban dem Westen vor, selbst Hass gegen den Islam anzufachen: "Die Ungläubigen sind neidisch, und sie haben Angst vor uns." Nichts geschah. Erst jetzt, nach dem misslungenen Versuch des Nigerianers Umar Faruk Abdulmutallab, zu Weihnachten eine Passagiermaschine bei der Landung in Detroit in die Luft zu sprengen, scheinen afrikanische Behörden hellhörig zu werden. (Marc Engelhardt aus Nairobi/DER STANDARD, Printausgabe, 19.1.2010)