Kärntens Landeshauptmann Gerhard Dörfler hat auf dem "Anschlussparteitag" am Wochenende über die "Gutmenschen" gehöhnt.

Das tun viele in diesem Land, viele (Rechts-)Politiker und auch (Rechts-)Journalisten (soweit man sie halt als Journalisten bezeichnen mag). "Gutmensch" ist ein Schimpfwort und bedeutet eine Haltung, wie sie früher die Nazis als "Humanitätsduselei" verächtlich gemacht haben - oder einfach das Einhalten einfachster Regeln politischer Kultur.

Das Gegenmodell zum "Gutmenschen" ist naturgemäß der "Miesmensch" . Der Politiker oder sonstige Zeitgenosse, der sich so letztklassig verhält, dass es vielleicht gerade noch unterhalb der Grenze des strafrechtlich Fassbaren bleibt, aber jenseits jeder verantwortungsvollen, rationalen und anständigen Auffassung von Politik steht. "Miesmenschen" im öffentlichen Leben gibt es genug, jemanden auch so zu nennen ist rechtlich heikel. Aber sie machen sich eh selber kenntlich.

"Gutmensch" sollte hingegen als Ehrentitel betrachtet werden, auch als Ausweis einer gewissen Denkfähigkeit. Wobei aus Dörfler mit seinen überdrehten Attacken ja die nackte Angst sprach. Er spürt die eiskalten Augen der Brüder Scheuch im Nacken, die ihn schon längst kippen wollten. Die sehen sich selbst als andere, dritte Kategorie, nämlich als Herrenmenschen der alten Art. (rau, DER STANDARD-Printausgabe, 19. Jänner 2010)