Ein interessantes TV-Fiasko ereignete sich am Sonntag dank des Tatorts vom Bodensee. Nach einem Drehbuch des deutschen Krimi-Duos "Leo P. Ard" versuchte sich die für Tempo und Adrenalin physisch gar nicht so gut geeignete Eva Mattes als Kommissarin Blum, trotz offensichtlicher Versuche, sich während der Dreharbeiten in Galgenhumor zu üben, an einer eineinhalbstündigen Verfolgungsjagd durch das Grenzgebiet Deutschland/Schweiz.

Foto: ORF/ARD/Peter A. Schmidt

Im Rahmen dieser - es ging um dunkle Machenschaften in Waffenhändlerkreisen sowie um den Mord an einer Polizistin - tappte der Film in sämtliche Klischees, die das "Thriller"-Genre so zu bieten hat. Ein Verwundeter wurde zu einem Arzt gebracht, der sich, nicht ganz überraschend, als Doktor für das liebe Vieh entpuppte. Wenn drei Personen, inklusive zweier bewaffneter Polizisten, vor zwei gedungenen Mördern zu Fuß in einen Bauernstadl flüchten, wartet dort unter einer Plastikplane selbstverständlich eine Motorradbeiwagenmaschine als Rettung.

Foto: ORF/ARD/Peter A. Schmidt

Hier begann der Film nach gefühlten vier Stunden auf Sendung ins Land des Fremdschämens einzumarschieren. Dass Waffenhändler grundsätzlich mit der Justiz unter einer Decke stecken und man im Winter auf dem Bodensee stundenlang unerkannt Rennboote mit einer Anglerschaluppe verfolgen kann - geschenkt.

Der Showdown entpuppte sich als ländliche Paraphrase auf John Carpenters Anschlag bei Nacht. Als den Polizisten im eingekreisten Haus die Kugeln ausgingen, schlichen sie sich heimlich zum Auto der Killer und stahlen ihnen Munition aus dem Kofferraum - um sich dann wieder ins Haus zu schleichen und weiterzuschießen. Wer genehmigt solche Scripts? (Christian Schachinger, DER STANDARD; Printausgabe, 19.1.2010)

Foto: ORF/ARD/Peter A. Schmidt