Um den Menschen in Haiti helfen zu können, bedarf es auch aktueller Karten. In nur wenigen Tagen haben Freiwillige von Openstreet-map Satelliten-daten zusammengetragen, die zerstörte Gebäude und Zeltlager anzeigen.

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Während in Haiti Rettungsorganisationen aus aller Welt seit einer Woche bemüht sind, den Opfern der Erdbebenkatastrophe schnellstmöglichst zu helfen, haben sich auf der ganzen Welt verstreut Menschen in Online-Netzwerken zusammengefunden, um Betroffene und Helfer mit ihren Möglichkeiten zu unterstützen. Der Einsatz reicht von der Verbreitung von Nachrichten in Echtzeit wie etwa auf dem Mikroblog-Dienst Twitter, Spendenaufrufen auf Facebook, Übersetzungshilfen für das auf Haiti gesprochene Kreolisch bis hin zu Expertentreffen via Internet.

OpenStreetMap

Freiwillige von OpenStreetMap (das Projekt erarbeitet als Gegenstück zu Google Maps eine lizenzkostenfreie Wiki-Weltkarte) hat Satellitendaten für eine Karte von der besonders betroffenen Hauptstadt Port-au-Prince zusammengetragen, auf denen eingestürzte Gebäude, spontan erstellte Zeltlager und zerstörte Infrastruktur verzeichnet sind, was einen Überblick über das Ausmaß der Katastrophe gibt.

Am Wochenende trafen sich Programmierer, Webentwickler und andere Technikspezialisten in Washington und anderen US-Städten zu einem Brainstorming zur Frage, wie Computertechnologie für die Nachwirkungen des Erdbebens in Haiti und anderen Katastrophen noch effizienter genutzt werden könnte. Auch Mitarbeiter von Google, der US-Weltraumbehörde Nasa und dem Amerikanischen Roten Kreuz nahmen daran teil. In virtuellen Treffen soll die Arbeit fortgesetzt werden. Organisiert wurde das Ganze von Crisis Commons, einer Gruppe, die Fachwissen für Katastrophenhilfe sammelt. In einem Wiki (einer von vielen Freiwilligen gespeisten Plattform nach Art der Wikipedia) werden Ideen und Informationen zusammengetragen.

Website für Angehörige

Wie schon bei der Tsunami-Katastrophe in Asien bieten diverse Websites Angehörigen die Möglichkeit, nach Verwandten und Freunden zu suchen, zum Beispiel das Internationale Rote Kreuz mit www.familylinks.icrc.org. Auch viele Hilfsorganisationen selbst rufen über Dienste wie Twitter und Facebook nicht nur zu Spenden auf, sondern berichten quasi in Echtzeit über ihre Hilfseinsätze.

Cybergangster

Im Online-Kielwasser der Hilfsorganisationen schwimmen aber auch bereits Cybergangster. Das FBI hat auf seiner Website zur Vorsicht bei Spenden über das Internet aufgerufen. In Großbritannien kursieren gefälschte Spam-Mails, die die Adresse des Roten Kreuzes missbrauchen. Auf Facebook gibt es dubiose Gruppen, die versprechen, für jedes ihnen beitretende neue Mitglied die Erdbebenopfer in Haiti mit 25 Cent zu unterstützen. Die Mittel dafür sollen aus einer jüngst erfolgten Erbschaft stammen. "Hinter solchen Aufrufen stecken zumeist kriminelle Organisationen, die damit für ihre Zwecke Adressen sammeln", warnt Joe Pichlmayr von Ikarus. Vor dem Beitritt zu solchen Gruppen sollte sich am besten jeder fragen, ob er im Wirtshaus einem Fremden ohne weiteres seine Adresse verraten würde. (Karin Tzschentke/ DER STANDARD Printausgabe, 19. Jänner 2010)