Die Innere Mariahilfer Straße als Fußgängerzone kann sich Bezirksvorsteherin Renate Kaufmann an Samstagen auch außerhalb der Weihnachtszeit vorstellen. In Wien-Neubau befürchtet man ohne entsprechende Parkraumbewirtschaftung hingegen noch mehr Verkehr.

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Auch in der Inneren Mariahilfer Straße finden sich leere Geschäftslokale. Kaufmann sieht in einer samstäglichen Fußgängerzone eine geeignete Maßnahme zur Belebung der Einkaufsstraße, Blimlinger ortet die Ursache für Leerstände vor allem in Spekulationsgeschäften.

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Wien - "Seit vergangenem Herbst gibt es in der Inneren Mariahilfer Straße erstmals Geschäfte, die mehrere Monate leer stehen", erklärt Renate Kaufmann (SPÖ), Bezirksvorsteherin von Wien-Mariahilf. "Wir müssen dringend Rahmenbedingungen schaffen, um die Menschen auch in Zukunft anzulocken", so Kaufmann gegenüber derStandard.at. Als Maßnahme schlägt sie vor, die Einkaufsstraße an Samstagen - wie schon in den Wochen vor Weihnachten - in eine Fußgeherzone zu verwandeln.

Wesentlich sei es, "ein lärm- und abgasfreies Einkaufserlebnis ähnlich wie in Einkaufzentren zu schaffen", so Kaufmann. Die Bezirksvorsteherin beruft sich unter anderem auf eine Studie der Wirtschaftskammer, wonach vor 20 Jahren noch ein Drittel der Kunden mit dem Auto gekommen sei, heute betrage der Anteil nur noch acht Prozent.

"Kommt aus heutiger Sicht nicht in Frage"

"Nichts neues", erkennt Thomas Blimlinger (Grüne), Bezirksvorsteher des siebten Bezirks, zu dem die andere Hälfte der Mariahilfer Straße gehört, in dem "erstmals vor neun Jahren" zur Diskussion gestellten Vorschlag. "Eine Fußgeherzone kommt für die Mariahilfer Straße aus heutiger Sicht nicht in Frage", so Blimlinger. Dazu gebe es im siebten Bezirk einen Beschluss aller Fraktionen.

Grund für die Ablehnung des Vorschlags in Wien-Neubau ist die befürchtete Verdrängung des Verkehrs, der wegen der Garagen der großen Kaufhäuser und der Durchzugsstraßen zum größten Teil den siebten Bezirk betreffen würde. Zwar sei das Aufkommen an Autos etwas weniger geworden. "Gerade aber an Samstagen, an denen das Parkpickerl nicht gilt, ist der Verkehr im Bezirk horrend", betont Blimlinger. Den Grund für leer stehende Geschäftslokale sieht er vor allem in Immobilienspekulationen und Mieten, die sich nur große Ketten, nicht aber kleine Geschäfte leisten können.

"Es kann auch andere Lösungen geben"

Einer Probephase der Mariahilfer Straße als Fußgeherzone würde Blimlinger unter bestimmten Voraussetzungen aber zustimmen. So müssten zuvor Fragen der Parkraumbewirtschaftung geklärt werden. Derzeit laufe eine bei der MA 18 in Auftrag gegebenen Studie in Sachen "Shared Space", also der Befreiuung eines Teilbereichs des Bezirks vom Individualverkehr. Mit der Studie sollen die konkreten Auswirkungen einer solchen Maßnahme geklärt werden. "Wenn die Ergebnisse auf dem Tisch liegen, können wir weiter reden", so Blimlinger. Kaufmann will auf das Fußgeherzonen-Projekt ihrerseits nicht beharren: "Es kann auch andere Lösungen geben." (Karl Gedlicka, derStandard.at, 19. Jänner 2010)