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Vor rund 10.000 Jahren hat sich laut D'Adamo die Blutgruppe B in der Himalaya-Region entwickelt. Milchprodukte, Fleisch, Gemüse, Obst und finden sich in den Ernährungsempfehlungen.

Foto: APA/Barbara Gindl

Haben Sie Blutgruppe 0? Dann besitzen Sie laut Peter D'Adamo den Stoffwechsel eines Steinzeit-Jägers. Folgen Sie seinen Ernährungsempfehlungen, dann sind Sie von nun ab Fleischfresser in Reinkultur.

Peter D'Adamo ist der Erfinder der sogenannten Blutgruppendiät, ein Ernährungsprinzip das nicht nur der Gewichtsabnahme, sondern vornehmlich der Gesundheit dienen soll. Der amerikanische Naturheilmediziner schwört darauf, dass jede Blutgruppe nach ihrem eigenen Ernährungsverhalten verlangt und hat die Basis für seine Theorien in der Evolutionsgeschichte des Menschen gefunden. Unter seiner Annahme, dass der Neandertaler beispielsweise Träger der Blutgruppe 0 war, resultiert seine Ernährungsempfehlung für Menschen derselbigen Blutgruppe 40.000 Jahre danach: Viel tierische Fette, keine Milchprodukte und wenig Weizen - ganz nach dem Speiseplan unserer Vorfahren - zum Schutz vor chronischen Krankheiten und Übergewicht.

Gefährliche Lectine?

Wer seine Blutgruppe nicht kennt und isst was ihm gerade gefällt, der hat Glück solange er Träger der Blutgruppe AB ist. Oder aber er darf sich nicht wundern, wenn der Körper sich dagegen wehrt. Den Grund für zahlreiche Zivilisationskrankheiten hat D'Adamo in den sogenannten Lectinen gefunden. Diese Proteine besitzen Ähnlichkeiten mit spezifischen Blutgruppenmerkmalen und gelangen über die Nahrung in das menschliche Blut. Je nach Blutgruppentyp sind diese Lebensmittel-Lectine verträglich oder eben auch nicht. Bei Inkompatibilität kommt es zu einer Reaktion, die einem Transfusionszwischenfall ähnelt: Rote Blutkörperchen agglutinieren (verklumpen), Zellen sterben ab und die Gesundheit nimmt erheblichen Schaden davon.

D'Adamos Theorien geraten bereits mit der Blutgruppe 0 gewaltig ins wanken, behaupten doch Humangenetiker, dass der Urzeitmensch zwar Fleischfresser, aber Träger der Blutgruppe A war. Was die Lectine betrifft, liegt D'Adamo dagegen nicht ganz so falsch. „Lectine besitzen tatsächlich schädlichen Einfluss auf den Körper. Allerdings verlieren sie diese Wirkung, sobald man diese erhitzt", weiß Birgit Beck, Projektleiterin für Ernährung beim Verein für Konsumenteninformation in Wien. Ein Beispiel: Fisolen roh in größeren Mengen konsumiert, zerstören die Rezeptoren in den Darmepithelzellen, was unangenehme Brechdurchfälle, Schleimhautentzündungen und Blutungen im Magen-Darm-Trakt zur Folge hat. Wogegen der Verzehr gekochter grüner Bohnen vollkommen unbedenklich ist und D'Adamos Aussagen nunmehr erheblich relativiert.

Unausgewogene Nährstoffversorgung

Vor der vermeintlich schädlichen Wirkung der Lectine, braucht sich der Nicht-Diätler also nicht zu fürchten. Große Wunder, wie die Abheilung von Magengeschwüren oder das Verhindern einer Metastasierung bei Krebs ist mit Einhaltung der Blutgruppendiät allerdings auch nicht zu erwarten. Wissenschaftliche Beweise für diese positiven gesundheitlichen Effekte fehlen und Experten gehen sogar davon aus, dass die Blutgruppendiät der Gesundheit des Menschen eher ab- als zuträglich ist. „Eine ausgewogene Nährstoffversorgung ist bei dieser Diät nicht gegeben", so Beck und ergänzt, dass für sämtliche Blutgruppen der vorgesehene Speiseplan zu fett- und eiweißreich gestaltet ist. Dass diese Diät eine Unterversorgung mit verschiedenen Mikronährstoffen mit sich bringen kann, ist offenbar auch D'Adamo nicht entgangen. Deshalb empfiehlt er die zusätzliche Einnahme diverser Nahrungsergänzungsmittel - selbstverständlich blutgruppenspezifisch - und macht die Grenzen dieser Diät damit per se offensichtlich. (derStandard.at, 11.3.2010)