München - Deutschlands größter Brillenhersteller Rodenstock kommt nicht zur Ruhe. Nach zahlreichen Chef- und Besitzerwechseln in den vergangenen Jahren wird erneut über Veränderungen der Eigentümerstrukturen spekuliert. Der Schweizer Luxuswarenkonzern Richemont ist nach Informationen der "Financial Times Deutschland" (Dienstag) an einem Einstieg bei Rodenstock mit Sitz in München interessiert. Die Verhandlungen liefen bereits.

Durch eine Beteiligung von Richemont, der unter anderem für Edelmarken wie Cartier oder Montblanc bekannt ist, könne das Eigenkapital der hoch verschuldeten Traditionsfirma wieder aufgestockt werden, berichtete die Zeitung. Eine Rodenstock- Sprecherin wollte sich am Dienstag auf Anfrage nicht zu dem Bericht äußern. Rodenstock und Richemont verbindet bereits eine strategische Partnerschaft. Unter anderem nutzt Rodenstock für Brillen die Marke Dunhill, die zu Richemont gehört.

Nach mehr als 100 Jahren im Familienbesitz war Rodenstock im Jahr 2003 an die Beteiligungsgesellschaft Permira verkauft worden, die die Firma wenige Jahre später an den Finanzinvestor Bridgepoint weitergab. Nach "FTD"-Informationen wird Rodenstock von einem Schuldenberg belastet und muss seine Kreditgeber seit Monaten um Aufschub bitten, nachdem Kreditvereinbarungen im vergangenen Jahr gebrochen worden seien. Ziel der Bankengespräche sei eine langfristige Neuausrichtung der Kapitalstruktur von Rodenstock, sagte eine Bridgepoint-Sprecherin der Zeitung.

Mit den Besitzern hatten bei Rodenstock auch die Chefs immer wieder gewechselt. Seit Ende 2008 steht Olaf Göttgens an der Rodenstock-Spitze, der zuvor für die Markenbetreuung bei Mercedes Benz zuständig war und nun bei Rodenstock neue Marken einführt, mit denen verstärkt auch Frauen als Kunden gewonnen werden sollen.

Nach einem Umsatzrückgang in den vergangenen Jahren hatte er im November einen Zuwachs der Erlöse um sieben Prozent für 2010 in Aussicht gestellt. 2008 war der Umsatz bei Rodenstock um 18 Mio. Euro auf 378 Mio. Euro gesunken, die Zahlen für 2009 liegen noch nicht vor. Weltweit beschäftigt das Unternehmen 4.200 Menschen, davon rund 1.500 in Deutschland. (APA)