Die Wiener Polizei hat im vergangenen Jahr 228.593 Straftaten bei der Staatsanwaltschaft angezeigt, um 7,2 Prozent mehr als 2008. Die meisten Steigerungen gab es bei Eigentumsdelikten: 2009 wurden in der Bundeshauptstadt um 42 Prozent mehr Pkw oder Kombis gestohlen als 2008. Wohnhauseinbrüche haben um 56 Prozent zugenommen, jene in Wohnungen um rund elf Prozent. Weniger als ein Drittel aller angezeigten Fälle wurden geklärt.

Besonders niedrig war die Aufklärungsquote bei den Wohnungseinbrüchen, diese lag 2009 bei 3,7 Prozent (2008: 4,5 Prozent). Von den Hauseinbrüchen wurde jeder 20. Fall geklärt. Bei den Diebstählen von Pkw und Kombis lag die Quote bei 6,3 Prozent (2008: 7,6 Prozent).

Deutliche Rückgänge bei der Kriminalitätsbelastung waren in Teilbereichen wie der Raubkriminalität (minus 8,6 Prozent) und beim Einbruchsdiebstahl in Pkw und Kombis (minus sieben Prozent) zu verzeichnen. Einen Rückgang von 1,6 Prozent auf 22.727 Fälle habe es bei Gewaltdelikten gegeben. Zugenommen haben hingegen Überfälle auf Trafiken oder Taschendiebstähle.

"Jeder Täter versucht den Weg des geringsten Widerstandes zugehen. Wenn sich die Umstände so ergeben und das eine Trafik ist, dann wird er die Trafik überfallen", erklärte Christoph Hetzmannseder, Leiter der kriminalpolizeilichen Abteilung in Wien. Hinzu kommt, dass Trafikanten oft allein im Geschäft stehen oder es Menschen mit körperlicher Behinderung sind.

Ungestörte Diebe

Ähnliches gelte auch für Einbrüche in Wohnräumlichkeiten. Die Objekte werden vorher ausspioniert. "Wenn ich alles dafür tue, es sicher zu machen, dann werde ich weniger gefährdet sein, weil es der Täter einfacher haben will", meinte Hetzmannseder.

Das zeige sich auch in der Verteilung der Bezirke, wo etwa die meisten Wohnungen aufgebrochen oder am häufigsten Pkw gestohlen werden. So wurden etwa 2009 in der Donaustadt 323 Fahrzeuge gestohlen gemeldet, in Favoriten 298, in Floridsdorf 281 und in Landstraße 209, während es in der Josefstadt nur 14 waren oder 18 in Mariahilf. Auch hier spiele die "Übersichtlichkeit" eine Rolle, Diebe schlagen dort zu, wo sie ungestört arbeiten können.

Warum es nach Jahren der Rückgänge in einigen Deliktsbereichen 2009 neuerlich einen Anstieg gegeben hat, erklärte der Beamte mit mittel- und langfristigen Veränderungen der Kriminalitätslage. "Ursachen dafür können wirtschaftliche oder politische Bedingungen, aber auch Gesetzesänderungen wie die Aufhebung der Visa-Pflicht für bestimmte Staaten sein. Da spielen viele Faktoren mit."

"Wir müssen uns vor Augen halten, dass die Kriminalitätsstatistik das Wirklichkeitsbild nur zeitverzögert wiedergibt. Im Dezember werden Sachen angezeigt, die im Sommer passiert sind", erklärte der Leiter der kriminalpolizeilichen Abteilung. Ob sich Sondereinheiten wie die Soko-Ost oder die seit September des Vorjahres eingesetzte U-Bahnstreife bemerkbar gemacht hat, "kann ich jetzt nicht sagen, das wäre unseriös". Es habe sich aber seit dem Herbst eine Stabilisierung der Kriminalitätsrate oder "eine geringere Steigerung" gezeigt.

"Es gibt in Wien weder ein riesiges Sicherheitsdefizit noch eine Kriminalitätsexplosion", betonte Polizeipräsident Gerhard Pürstl im Rahmen einer Pressekonferenz am Dienstag. In den Jahren 2003 und 2004 sei die Belastung höher gewesen, 2009 habe es zwar neuerlich eine Steigerung gegeben, man liege aber "im statistischen Mittel". (APA)