Port-au-Prince - Die Teams von "Ärzte ohne Grenzen" in Port-au-Prince sind nach wie vor auf der Suche nach zusätzlichen geeigneten Orten und dem Nachschub medizinischen Materials für die Durchführung notfallchirurgischer Eingriffe, heißt in einer Aussendung der Hilfsorganisation. Laut Notfallkoordinatorinnen Marie-Christine Ferir warten Verletzte viel zu lange auf Hilfe: "Die verbleibenden Krankenhäuser sind überfüllt." Die chirurgischen Kapazitäten würden bei weitem nicht ausreichen, "um der großen Zahl an Menschen gerecht zu werden, die dringend Operationen benötigen".

Schwere Zerstörungen außerhalb von Port-au-Prince

Jene Hilfsteams, die außerhalb der Hauptstadt unterwegs waren, hätten auch dort schwere Zerstörung und zahlreiche Verwundete vorgefunden. In Jacmel an der Südostküste nahe des Epizentrums des Bebens seien rund 60 Prozent aller Gebäude zerstört. Das Krankenhaus sei zum Teil eingestürzt, doch der OP sei noch verwendbar. Ärzte ohne Grenzen will dort die Arbeit so bald wie möglich aufnehmen, doch müsse alles Notwendige per Helikopter hergebracht werden, da die Straßen blockiert sind.

In Saint-Marc, 40 Kilometer nördlich von Port-au-Prince, sei der Schaden nicht so groß, aber es hätten sich zahlreiche aus der Hauptstadt geflüchtete Menschen hier eingefunden. Ärzte ohne Grenzen plant dort ein Behandlungszentrum einzurichten. Sorge bereitet der Organisation nach wie vor der Nachschub mit medizinischem Material. Viel medizinisches Material sei während der letzten sechs Tage verbraucht worden und müsse ersetzt werden. Flüge nach Port-au-Prince sind nach wie vor nur eingeschränkt möglich.

Insgesamt konnten laut Ärzte ohne Grenzen bisher rund 3000 Patienten in Port-au-Prince erstversorgt und 400 Operationen durchgeführt werden. 130 zusätzliche internatioanale Mitarbeiter sind bereits im Einsatz. (red, derStandard.at, 19. Jänner 2010)