In einem an die Piazza del Campo in Siena erinnernden Rund inszeniert Gerhard Willert das ewige "Romeo und Julia" .

 

Foto: C. Brachwitz

Linz - Montagues gegen Capulets, das ist Brutalität. In Shakespeares Verona herrscht zwischen den beiden Familien ein ewiger Zwist, in dem die Blutrache nicht Ultima, sondern Prima Ratio ist. Inmitten der Fehde keimt zwischen Romeo und Julia eine Liebe, der sowohl emotionale Höhen als auch ihr tragisches Ende eingeschrieben ist.

Gerhard Willert, Schauspielchef des Linzer Landestheaters, hat sich dieser Amour fou angenommen, stellt sie in seiner Inszenierung in den Vordergrund. Den Clanmitgliedern weist er die Rolle diabolischer Randfiguren zu: Der Zwist der Familien wird zur skizzierten Hintergrundmusik, an der sich die Hymne auf die Liebe lautstark reibt.

Nicht zuletzt um die Beziehung des Paares auch sprachlich zu intensivieren, hat Willert eine Neuübersetzung vorgenommen. Neben lässigen Brocken moderner Sprache wartet er auch mit bekannten Prägungen auf. Baz Luhrmanns Verfilmung aus dem Jahr 1996 hinterlässt deutliche Spuren, die sich vor allem in der Gestalt der Amme (Verena Koch) und des Lustlümmels Mercutio (Aurel von Arx) niederschlagen. Mit reichlich Bühnenenergie droht Letzterer den streckenweise fahl geratenen Romeo (Klaus Köhler) zu überstrahlen, während Nicole Reitzenstein als Julia mit nuancierter Intensität überzeugt.

Nur gut, dass Mercutio bald ein jähes Ende ereilt: Er rutscht auf Holzplanken ins ewige Loch. Alexandra Pitz stellt ein der Sieneser Piazza del Campo nachempfundenes Halbrund auf die Bühne, das Sog zu entwickeln vermag. Leider gelingt das der Inszenierung erst nach der Pause, als das Schicksal seinen verheerenden Lauf nimmt. Davor will die Vorlage des Neuübersetzers buchstabiert sein, lange Kussszenen vermögen diverse Geschwätzigkeiten kaum aufzulösen. Am Ende überzeugen eher Einzelleistungen und die Bühne, Willert kassierte Buhs und Bravos gleichermaßen. (Wolfgang Schmutz/DER STANDARD, Printausgabe, 20. 1. 2010)