"Things fall apart; the centre cannot hold; / The best lack all conviction, / while the worst are full of passionate intensity."

Der irische Poet William Butler Yeats schrieb sein Gedicht "The second coming" 1921 unter dem Eindruck der Katastrophe des Ersten Weltkrieges und des Aufstiegs von Faschismus und Kommunismus.

Er beschreibt den Zusammenbruch der bürgerlichen Ordnung, das Aussetzen der Vernunft, das Versagen der Institutionen angesichts des Aufkommens von glühend selbstgewissen Anti-Vernünftigen: "Die Dinge fallen auseinander; die Mitte kann nicht halten ... die Besten sind ohne Überzeugung, während die Schlechtesten voll sind von leidenschaftlicher Intensität."

Man soll sich vor überzogenen Vergleichen hüten; man soll aber auch nicht die Augen schließen, wenn die Haarrisse in den Mauern sichtbar werden. In Österreich ist ein schon nicht mehr ganz schleichender Verfall der politischen Kultur, aber auch der Institutionen festzustellen. Wer das weiter ignoriert, wird einen bitteren Preis zahlen.

Allein, dass diese Bankrotteur- und Abenteurerpartie rund um die Kärntner Landesspitze, um die Herren Dörfler, Scheuch, Martinz etc. noch in öffentlichen Ämtern sein darf (Uwe Scheuch ist stv. LH, sein Bruder Kurt FPK-Klubobmann, Martinz Vorsitzender der Landesholding) ist ein Skandal der Sonderklasse. Die Jammerfiguren von der Kärntner ÖVP ermöglichen das (mit Billigung des Bundesobmannes Pröll?), indem sie mit der FPK in einer Koalition bleiben, allerdings Bedingungen (!) stellen.

Der kommende Mann in der SPÖ soll einer werden, der Haider - und damit sein Bankrottsystem - immer bewundert und zur Nachahmung empfohlen hat, der Bürgermeister von Wolfsberg. Damit ist sichergestellt, dass Kärnten unreformierbar bleibt, mit unabsehbaren politischen und finanziellen Folgen für Restösterreich.

Mindestens so erschreckend ist aber der Verfall und der Frust in den Institutionen des Rechtsstaates. Soeben erklärte Martin Kreutner, Chef des Büros für Innere Angelegenheiten (BIA) der Polizei, er wolle sich nicht für das neu gegründete "Bundesamt zur Korruptionsprävention und Korruptionsbekämpfung" (BAK) bewerben, denn er wolle nicht als "Don Quijote der Korruptionsbekämpfung" enden. Don Quijote de la Mancha kämpfte bekanntlich gegen Windmühlen.

Ohne öffentliche Aussage, aber wohl ähnlich in der Motivation, beschloss kürzlich der mit dem Fall "Buwog/Provisionen für Grasserfreunde" betraute Staatsanwalt Norbert Haselhofer, das Justizministerium zu verlassen und in eine Rechtsanwaltskanzlei zu gehen. Haselhofer war ungewöhnlich engagiert gewesen, hatte am Sonntag Zeugen einvernommen etc. Hielt er einen Berufswechsel für angezeigt, weil ihn die Meldungen frustrierten, dass sich Justizministerin Bandion-Ortner vom Grasser-Anwalt in einem Café auf den Fall anreden ließ, ohne den Intervenienten gleich wegzuschicken?

Frust, Aussichtslosigkeit, die Frage nach dem Sinn der eigenen Tätigkeit - die Staatsdiener mit einem entsprechenden Berufsethos gehen, die anderen, die die Verfahren gegen Politiker mit absurden Begründungen einstellen, die bleiben. Die Dinge fallen auseinander. (Hans Rauscher/DER STANDARD-Printausgabe, 20.1.2010)