So sind sie, diese Südländer. Geraten eben "aufgrund ihrer Herkunft und Sittenvorstellungen" leichter in Wut und stechen folglich in "allgemein begreiflichen heftigen Gemütsbewegungen" ihre Frauen (fast) ab, wenn diese die Scheidung wollen. Die tausenden in Österreich lebenden Menschen mit (türkischem) Migrationshintergrund werden sich jedenfalls artig bedanken, dass ihnen dieses unfassbar verharmlosende Fehlurteil kollektiv unterstellt, testosterongesteuerte Machos zu sein, die kulturell adäquat auszucken, wenn ihre Frauen genug von ihnen haben. Jeder schnapsnasige Austro-Schläger ist ihnen demzufolge zivilisatorisch überlegen. Interessant.

Wie war das noch einmal mit der Gleichheit vor dem Gesetz? Und wo bleibt der Grundsatz, Menschen unabhängig von Herkunft, Nationalität, Religion und Geschlecht gleichen rechtlichen Schutz zu gewähren? Häusliche Gewalt ist keine Frage der Ehre. Und Mordversuch kein Totschlag.

Eine, die vermutlich nicht mehr ans österreichische Rechtssystem glaubt, ist wohl jene Ehefrau, die schon vorher von ihrem Prügel-Mann mit dem Umbringen bedroht wurde und die ihr Leben nur dem Einschreiten des Sohnes verdankt. Kein Wunder, dass beide vor Gericht nicht ausgesagt haben - aus Angst, der Gewalttäter könnte sein Totschlagwerk nach dem Knast vollenden. Sicher wird er auch wieder in einer "besonders schwierigen Lebenssituation" sein, die sich "in einem Affekt" entlädt. (Andrea Schurian, DER STANDARD, Printausgabe 20.1.2010)