Creeps 1

Drei Mädchen, Amira, Klara und Lilly, alle aus drei verschiedenen Welten, aber eines teilen sie: Sie wollen raus! Und wie kommt man besser raus als mit dem Fernsehen? Also bewerben sie sich als Moderatorinnen bei der coolen Fernsehsendung „Creeps". Mit ihren Bewerbungsvideos gewähren die Mädchen einen Einblick in ihr Leben. Die tanzsüchtige, sympathische Amira, welche aus Sarajevo stammt, amüsiert mit ihrem zwingenden Bedürfnis sich immer bewegen zu müssen.

Im Hintergrund schauen ihre Freunde fern, nicht gerade begeistert über Amiras Tanzperformances. Klara, ein scheues, introvertiertes und umweltbewusstes Mädchen, das kurz davor steht, ein zweites Mal durchzufliegen, lässt die Kamera durch ihr düsteres Zimmer schweifen. Als letztes stellt sich Lilly vor. Man merkt sogleich, dass wir es hier mit einem überprivilegiertem Snob zu tun haben.

Ihnen allen wird mitgeteilt, als Moderatorinnen ausgewählt worden zu sein, doch als sie dort auf jeweils zwei Rivalinnen treffen, ist der Krieg vorprogrammiert. Um aus ihrem Leben fliehen zu können, müssen sie gewinnen, denn ihrer Meinung nach findet sich in der taffen Branche des Fernsehens die Freiheit.... Ring frei! Das von Lutz Hübner geschriebene, medienkritische Theaterstück "Creeps" hat seit 1999 sogar noch mehr an Bedeutung zugenommen. Castingshows beherrschen die Fernsehwelt. Menschen werden ausgenützt, nur um den Spaßfaktor zu steigern. Die Kamera läuft so lange, bis jemand ausflippt, und das sieht man dann in jedem Trailer.

"Hier geht es nicht um Gerechtigkeit, eigentlich nirgens."Lilly Wie Amira, Klara und Lilly, wollen viele junge Leute ihrer Welt entschwinden, berühmt, beliebt und glamourös sein, sie wollen Sterne -"Stars"- sein, zu denen man aufsieht. Aber bis jetzt sind nicht viele Raketen mit Castingshow-Antrieb weit ins All gereist.

"Creeps", ist ein dramatisches und mitreißendes Stück, das aber durchaus mehrere lustige Momente in sich trägt. Die Unterschiedlichkeit der Mädchen macht das ganze so spannend, wobei sie manchmal etwas zu extrem und unrealistisch wirken. Die Schauspieler spielen ihre Rollen sehr authentisch und schaffen es, den ganzen Raum zum Lachen oder berührten Schweigen zu bringen. Es gelingt ihnen, in die Rollen Jugendlicher zu schlüpfen, ohne dabei merkwürdig auszusehen. Ein absurdes Emotionspaket, ist dieses Stück und durch so manche getuschten Wimpern schießen so verachtende Blicke, die die Gegner zu einem Häufchen Asche werden lassen.
Besonders auffallend ist die „denglische" Jugendsprache „and stuff like that", die vor allem Arno, die Stimme im Hintergrund, welche alle Anweisungen gibt, benutzt. Das Bühnenbild ist simpel und unfreundlich, ein weiße Box mit Leuchtstoffröhren an der Decke, das die Schauspieler besonders vom Hintergrund absetzt. Vor allem als Klara vor dem Zusammenbruch steht, lässt einen das flackernde Licht so richtig mitfühlen. (Anna Nagel, 13)

Creeps 2

„It's all yours", heißt es im Vorspann von „Creeps", das das neue, trendige Lifestyle-Magazin werden soll. Für den Moderatorenjob stehen drei Mädchen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, in der Endauswahl. Geblendet von der Vorstellung von Ruhm und Glanz, wollen sie alles geben um zu überzeugen. Die siebzehnjährige Klara mit ihrem Engagement für die Umwelt, das naive Balkanmädchen Amira mit ihrer Offenheit und guten Laune und schließlich Lilly, die privilegierte Tochter eines einflussreichen Produzenten mit Erfahrung und ihrem fachlichen „Know-how".

Alle drei haben ihr persönliches, kleines Geheimnis und da für alle Kandidatinnen der Job unglaublich wichtig ist, ist Ellbogentechnik gefragt. Ohne jegliche Rücksichtnahme, versteht sich. Der „Caster" Arno, in der Rolle als unsichtbare Stimme aus dem Hintergrund, lässt sie tanzen wie Marionetten: Sie machen vor der Testkamera Selbstdarstellungen und Interviews, sie sollen Emotionen zeigen und interessante Geschichten aus ihrer Vergangenheit auspacken.

Sie tun es, mehr oder weniger unbewusst, indem sie sich gegenseitig überflügeln, attackieren und provozieren. Nachdem sich die Emotionen der Mädchen bis zum Maximum gesteigert haben, kippt die Stimmung. Die bisherigen Konkurrentinnen verbünden sich gegen den Sender und lassen ihren Gefühlen freien Lauf, um gemeinsam auf den Job zu verzichten. Doch dann bemerken sie, wie schamlos sie ausgenutzt wurden. Ihre Streitereien sollten nur als Vorspann für das Magazin verwendet werden, für das es jedoch längst schon eine Moderatorin gibt. Sie haben ihre Schuldigkeit getan. 

In „Creeps" von Lutz Hübner wird deutlich gemacht, wie untergriffig, berechnend und menschenverachtend es in diversen Castingshows hinter den Kulissen zugehen kann. Das weiße, spärlich bestückte Bühnenbild ähnelt einem sterilen Fernsehstudio und unterstreicht so die Situation der drei Mädchen mit ihrer wachsenden Unsicherheit. Sie können ihre Emotionen zunehmend nicht mehr kontrollieren und liefern so das gewollte Ergebnis für die Show. Genau darum geht es bei solchen Castingshows: es zählen keine Personen, es zählen keine Schicksale, es zählen keine Probleme, solange sie nicht quotenwirksam sind. Dann allerdings sind Demütigungen, Blamagen und persönliche Befindlichkeiten absolut unwichtig.

Das alles wurde in dem Stück „Creeps" sehr authentisch vermittelt. Die Schauspielerinnen Claudia Kottal, Nathalie Ananda Assmann und Sara Livia Krierer konnten in ihren Rollen voll und ganz überzeugen. Der am Ende fertig präsentierte Vorspann vermittelte einen ernüchternden Einblick in die (Alb)Traumwelt des Fernsehens.

Die überaus positiven Publikumsreaktionen von Jung und Alt zeigten viel Beifall und Beigeisterung. Da ein Großteil der Dialoge sehr viele Begriffe und Ausdrücke von Jugendlichen beinhaltet, wirkt es ziemlich frisch und natürlich, für die ältere Generation jedoch eventuell ein wenig befremdlich.
Fazit: „Creeps" ist ein Theaterstück mit Biss und Aufklärung. Äußerst sehenswert. (Jana Germ, 14)

Creeps 3

Hip, Style und Fashion pur...Die neue TV-Show „Creeps" will jungen Mädchen neue Welten der Stars und des Glamours eröffnen. Denn, wenn Musik, Trends und Fashion sich vereinen entsteht bekanntlich der Traum jeder jungen Frau. Auch Amira, Clara und Lilly sehen sich als die Super- Moderatorinnen, als der langersehnte Anruf endlich kommt- alle drei werden in das Moderatorinnen- Casting eingeladen und finden sich dort angekommen in einem leeren Studio wieder. Auf einen Schlag wird klar, dass es hier „um die Wurst" geht und dass jeder, der einem auf dem Pfade zum Erfolg im Weg steht, um jeden Preis bekämpft und übertrumpft werden muss.

Eine spannende, witzige und knallharte Theaterstory, da sich die Schauspielerinnen, vom Charakter her völlig verschieden, perfekt ihrer Rolle anpassen. Die bewegenden Szenen geben dem Stück einen tollen Schliff und lassen den Zuschauern durch Lichteffekte den Atem stocken. Auch eine Stimme, die im Studio immer wieder zu hören ist und den drei Mädchen Anweisungen und Provokationen entgegenruft, löst beim Publikum immer wieder eine Mischung zwischen Verblüffung und Heiterkeit aus und erzielt trotz mancher überzogenen Witze einen hohen Spaßfaktor. Eine tolle Aufführung für jung und alt, wärmstens zu empfehlen und viel Spaß im Voraus! (Anna Clara Brandstätter, 14)

(DER STANDARD-Printausgabe, 20. Jänner 2010)