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Die italienische Demokratische Partei schickt nun die Ex-EU-Menschenrechtskommissarin Emma Bonino ins Rennen.

Foto: APA/EPA/ENRICO OLIVERIO

Rom - Nach der Serie von Sexskandalen, in deren Mittelpunkt hochrangige italienische Politiker, darunter Premierminister Silvio Berlusconi, standen, setzen Italiens Parteien nun verstärkt auf Frauen, um das Vertrauen der WählerInnenschaft zurückzugewinnen. In Hinblick auf die im März geplanten Regionalwahlen - fast zwei Jahre nach seinem Antritt ein entscheidender Test für den italienischen Regierungschef Silvio Berlusconi - jagen die politischen Kräfte im Stiefelstaat nach angesehenen Kandidatinnen, die zu einer Aufpolierung des angekratzten Images der Parteien beitragen sollen.

Kampf um die Gunst der Wählerinnen

Showgirls und Schauspielerinnen, die Berlusconi bis vor der Skandalwelle im vergangenen Frühjahr liebend gern in seine Wahllisten aufgenommen hatte, sind endgültig Out. Die Parteien suchen jetzt nach älteren Kandidatinnen mit vertrauenswürdigem Aussehen, die vor allem bei den Italienerinnen Sympathien wecken können. Viele Frauen hatten mit Empörung auf die Wahlkampagne der Berlusconi-Partei PDL (Volk der Freiheit) für die Europawahlen im vergangenen Juni reagiert, die mehrere unqualifizierte, dafür attraktive und junge Kandidatinnen aus der Fernsehwelt als Kandidatinnen eingesetzt hatte.

Wahlduelle

In der Region Lazio, deren Präsident Piero Marrazzo im Zuge eines Skandals rund um Transsexuelle und Kokain zurücktreten musste, bahnt sich ein spannendes Wahlduell zwischen Frauen an. Die Berlusconi-Partei PDL setzt auf die 47-jährige Gewerkschafterin Renata Polverini als Kandidatin für die Führung der mittelitalienischen Region. Die stärkste italienische Oppositionspartei PD (Demokratische Partei) reagiert mit der Kandidatur der Ex-EU-Menschenrechtskommissarin Emma Bonino.

Auch in der norditalienischen Region Piemont setzt die oppositionelle PD auf eine Frau. Die seit vier Jahren amtierende PD-Präsidentin der Region, Mercedes Bresso, hofft auf ein zweites Mandat. Sie geht dabei gegen den PDL-Kandidaten Roberto Cota ins Rennen, Fraktionschef der Lega Nord in der Abgeordnetenkammer.

Obermacho

Die Beziehungen zwischen Berlusconi und Frauenverbänden sind seit Monaten gespannt. 100.000 Frauen hatten in den vergangenen Monaten eine Petition gegen Berlusconi unterzeichnet. Anlass war eine Fernsehdiskussion, in der Berlusconi die 58-jährige Abgeordnete Rosy Bindi als "eher schön als intelligent" titulierte. Berlusconi falle mit seinen anzüglichen Bemerkungen zu Alter und Aussehen von Frauen in eine "Epoche vor dem Feminismus" zurück, erklärte die Schriftstellerin Lidia Ravera, eine der Unterzeichnerinnen.

Der 73-jährige Ministerpräsident wurde im letzten Jahr wegen verschiedener Affären um junge Frauen und Callgirls kritisiert. Auch in seiner Partei umgibt er sich mit gut aussehenden, ehemaligen Fernsehstarlets. Seine Vorliebe für junge Frauen veranlasste im Mai Berlusconis Ehefrau Veronica Lario, die Scheidung einzureichen. (APA)