Frankfurt - Goldman Sachs-Chefvolkswirt Jim O'Neill beurteilt die weltweiten Konjunkturaussichten günstig. "In den kommenden Quartalen werden wir weitere positive Überraschungen erleben", sagte O`Neill am Mittwoch in Frankfurt. Für 2010 erwartet Goldman Sachs ein weltweites Wirtschaftswachstum um 4,4 Prozent. Damit ist er zuversichtlicher als viele seiner Berufskollegen: Vom Unternehmen Economic Consensus befragte Volkswirte gehen im Schnitt von 3,9 Prozent aus. Auch der Internationale Währungsfonds (IWF) blickt inzwischen optimistischer in die Zukunft als Ende 2009. IWF-Direktor Dominique Strauss Kahn sagte am Mittwoch, die globale Wirtschaftsleistung werde in diesem Jahr um mehr als drei Prozent zunehmen.
Besonders positiv beurteilt O'Neill die konjunkturellen Aussichten in den vier Schwellenländern Brasilien, Russland, Indien und China - nach deren Anfangsbuchstaben kurz BRIC-Staaten genannt. O'Neill gilt als geistiger Vater des BRIC-Investmentthemas, das er 2003 in einer Studie erstmals erwähnt hat. "Vom BRIC-Wachstum werden auch die dorthin exportierenden Staaten wie Deutschland oder Italien sehr stark profitieren."
Allerdings seien nicht für alle vier dieser Staaten die Aussichten gleich gut. Während O'Neill China 2009 für den attraktivsten großen Aktienmarkt hielt und damit richtig lag, ist er nun anderer Meinung. "China ist dabei, seine Geldpolitik zu straffen. Daher ist es wahrscheinlich, dass der chinesische Aktienmarkt und solche, die eng mit China verwoben sind, sich im weltweiten Vergleich unterdurchschnittlich entwickeln werden." Stattdessen empfiehlt O'Neill Russland als besonders attraktives Anlageziel. "Denn dort wird die Notenbank die Geldpolitik in naher Zukunft nicht straffen", sagte er. (APA/Reuters)