Das UKW-Radio ist durch das Internet langfristig nicht bedroht, allerdings kommen die Sender nicht darum herum, das Web intensiv als Zusatzangebot zu nutzen - darin sind sich sowohl private als auch öffentlich-rechtliche Radiomacher einig, wie sich bei einer Podiumsdiskussion des Österreichischen Journalisten Clubs (ÖJC) am Dienstagabend in Wien zeigte. Ö1-Chef Alfred Treiber sieht im Web vor allem ein wichtiges Angebot, um die Hörer zu binden, Christian Stögmüller, der dem Verband Österreichischer Privatsender (VÖP) vorsteht, sieht das Internet als wichtiges Zusatzservice.

"Es gibt keine Geschäftsmodelle, die web-only funktionieren", betonte Stögmüller. "Wenn ich kein Medienunternehmen im Hintergrund habe, das Geld verdient und auf mein Internetangebot verweisen kann, geht das nicht." Stögmüller, der den oberösterreichischen Privatsender Life Radio führt, sieht aber die Revolution bereits in den Redaktionen angekommen: "In der Station musste der Workflow geändert werden", denn seit geraumer Zeit produziere man eben nicht mehr nur für "On Air", sondern auch für Podcast-Angebote, die auf der Senderwebsite abrufbar sind.

Dort werden beispielsweise Konsumentensendungen oder Nachrichten zum Download angeboten. Für bestimmte Inhalte gebe es aus Platzgründen On Air überhaupt nur mehr "Anreißer", in denen auf eine vertiefende Information im Podcast verwiesen wird. Allerdings sei Internet immer eine Kommunikation "eins zu eins", während das klassische Radio eben als Plattform für das massenhafte Verbreiten von Inhalten fungiere.

Ergänzendes Medium

Die "Nützlichkeit" steht für Treiber im Vordergrund. "Das ist im Internet das Stichwort überhaupt." Grundsätzlich könne kein Sender mehr am Web vorbei gehen. Dass der reguläre Sendebetrieb live auch via Web abgespielt wird, sei bereits Usus. Darüber hinaus bietet auch Ö1 eine Vielzahl von Angeboten zum Herunterladen. 2009 habe der Sender fünf Millionen Podcasts hergestellt.

Grundsätzlich sei das Internet aber nur ein ergänzendes Medium, glaubt Treiber. Allerdings müsse man dort sein, "wo das Publikum ist". Er sieht den Trend weg vom Verbreiten von Inhalten hin "zu einem multimedialen Publikum".

Harte Bandagen gab es vom Ö1-Chef, der sich als Kulturradiomacher positionierte, am "Berieselungsprogramm" kommerziell orientierter Sender. "Für mich ist das alles Lulu", bekannte er. Auch der bunten TV-Unterhaltung im ORF kann Treiber, der Ende Juni in Pension geht, wenig abgewinnen. Eine Spitze gab es auch für die neue ORF-Society-Sendung "Chili" von Dominik Heinzl: "Hier wird uns gerade die gesellschaftspolitische Heilslehre präsentiert", so Treiber, der die Sendung nicht namentlich nannte, seinen Befund aber erneut mit dem Wort "Lulu" garnierte. Als Kulturradiomacher müsse es ihm gestattet sein, sich um die kommerziellen Inhalte nicht zu kümmern: "Das interessiert mich alles keinen Millimeter, das ist alles Wischi-Waschi." (APA)