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Ben Bernanke stellt sich hinter seine Kollegen in der New Yorker Notenbank. Die parlamentarische Untersuchung gibt es dennoch.

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New York / Wien - Die US-Notenbank hat eine Gegenoffensive in der anhaltenden Debatte um die Rettung des Versicherungskonzerns American International Group (AIG) gestartet. Die mächtigste regionale Notenbank in New York soll im Zuge der AIG-Rettung unrechtmäßige Auszahlungen an Wall-Street-Banken getätigt haben. Ben Bernanke, Chef der US-Federal Reserve, kurz Fed, hat seine Institution nun gegen Angriffe von Politikern und Medien verteidigt. Alle Vorgänge seien rechtmäßig gewesen, dennoch unterstütze Bernanke eine tiefgehende Untersuchung durch den Bankenausschuss im US-Kongress.
Zu diesem Zweck hat die New Yorker Fed nach monatelangem Hin und Her Dokumente mit über 250.000 Seiten an den Bankenausschuss geschickt. Nächste Woche sollen die Anhörungen im US-Kongress stattfinden. US-Finanzminister Timothy Geithner, während der AIG-Rettung Chef der Fed, wird am Mittwoch vor dem Ausschuss aussagen. Seine Rolle in der AIG-Rettung bleibt auch unter demokratischen Abgeordneten umstritten.

Geheimgehaltene Details

Notenbanker und Anwälte der New Yorker Fed hatten den Versicherer gedrängt, Details der umstrittenen Rettung, die den Steuerzahler Milliarden kostete, vor der Öffentlichkeit geheim zu halten. Dieses Faktum hat die Kongress-Abgeordneten in der vergangenen Woche besonders erzürnt. Der Vorsitzende des Bankenausschusses, Edolphus Towns, hatte die Vorgänge als „Rettung durch die Hintertür" bezeichnet.
Die Fed hatte bei der Übernahme von AIG großzügige Auszahlungen an andere Geschäftsbanken getätigt, im Ausmaß von 62 Milliarden Dollar. Das Geld floss an die Verkäufer von toxischen Wertpapieren, die auf der AIG-Bilanz gelandet waren. Die vier Großbanken mussten auf ihre riskanten gepoolten Kreditportfolios, sogenannte Collateralized Debt Obligations (CDO), keine Verluste hinnehmen. Dabei hatte AIG mit den Banken noch vor der Übernahme durch die Fed eine Aufteilung der Verluste verhandelt. Die größten Nutznießer der AIG-Rettung wurden damit die US-Banken Goldman Sachs und Merrill Lynch, sowie die europäischen Institute Société Générale und Deutsche Bank.

Gewinne auf Giftpapiere

Doch während die AIG-Rettung politisch weiterhin umstritten ist, könnte sie sich als wirtschaftlich gutes Investment entpuppen. Notenbank-Insider haben der Financial Times bestätigt, dass das CDO-Portfolio mit der jüngsten Erholung an den Verbriefungsmärkten mitgezogen ist.
Die Fed hat die Papiere mit einem Marktwert von 29,6 Mrd. Dollar übernommen. Heute sollen die CDOs bereits rund 45 Mrd. Dollar wert sein. Das Problem dabei:_Obwohl die Verluste auf dem Papier kleiner werden, kann die Fed diese Gewinne noch nicht realisieren. Die Märkte für CDOs sind noch zu illiquide, um einen so großen Verkauf (die Fed hält Papiere mit einem Nominalwert von 62,1 Mrd. Dollar) ohne größeren Preisverfall zu verkraften.(Lukas Sustala, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 21.1.2010)